IFA: Tag 1 im Zeitraffer

Miss IFA (c) IFA 2006Ich bin (Disclaimer: auf Einladung von Philips) auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin. Alles dreht sich hier um Unterhaltungselektronik: TV, HiFi, MP3 etc. Da will ich euch natürlich ein paar Eindrücke mitgeben. Was sind die Tops, was die Flops; was sind die Must-Haves, worauf kann man ruhig verzichten.

Die große HD-Enttäuschung
Auf eines war ich am meisten gespannt: die HDTV-Fernseher. Mir kommt es immer hoch, wenn ich in Media Markt, Saturn & Co. die HD-Fernseher und ihre Preise sehe. Die Bilder sind immer grieslig, Kompressionsartefakte klar zu sehen. Die sind ihr Geld nicht wert, habe ich mir schon öfters gedacht. Also habe ich das den jeweiligen Pressestellen gesagt und jedes Mal die Auskunft bekommen, dass das an schlechten Zuspeis-Signalen läge. Wenn sich 100 Fernseher ein paar Kabel- oder Sat-Anschlüsse teilen, kann das Bild nicht besser sein.

Also musste es auf der IFA besser sein: schließlich ist das (auch) eine Fernsehmesse und die Fernsehhersteller würden sich nicht die Blöse geben. Aber: Denkste! War heute bei drei Herstellern (es wurde an den meisten Ständen noch gehämmert) und überall hatte ich – auch bei den Topmodellen – Beanstandungen beim Bild. Das waren Samsung, Loewe und Philips.

Mein Tipp daher: Abwarten. In ein, zwei Jahren lohnt sich die Investition vielleicht – jetzt sicher nicht. Bin wirklich enttäuscht.

Blu-ray vs. HD-DVD
Eines der großen Kernthemen auf der diesjährigen IFA ist die Nachfolge der DVD. Weil hochauflösende Videos die Kapazität der alten DVD sprengen würden, muss ein neues Medium her. Doch die Industrie streitet wie verrückt – es geht um ein Milliardengeschäft. Wer auch immer der Sieger sein wird – die HD-DVD oder die Blu-ray-Disc – der Erfinder macht Milliarden mit Lizenzeinnahmen.

Der Streit ähnelt sehr dem Streit zwischen Video 2000, BetaMax und VHS. Das schlechtere Medium hat sich durchgesetzt. Ausschlaggebend für den Sieg von VHS war, dass einfach mehr Inhalte da waren. Und was Ende der 1970er Jahre VHS geholfen hat, könnte nun Sony und Philips helfen, die hinter Blu-ray stehen: Die Pornoindustrie produziert ausschließlich für dieses Medium.

Für den Kunden heißt es aber auch hier aus mehreren Gründen abwarten: Es ist noch nicht absehbar, welche Disc sich wirklich durchsetzen wird und andererseits sind die Geräte heute noch viel zu teuer. 800 Euro muss man für ein PC-Laufwerk auf den Tisch legen, 1500 Euro für einen Blu-ray-Player für den Fernseher.

Und dann gibt es noch die Geschichte mit dem Kopierschutz. Ein zweites Fiasko wie bei der DVD will sich die Content-Industrie (Hollywood) wohl nicht mehr leisten. Also sind beide Formate bis auf die Zähne hin mit Kopierschutz-Techniken bewaffnet. Sogar der – in Zeiten der Globalisierung lächerlich gewordene – Regional-Code der DVD bleibt. Das bedeutet, dass man US-Scheiben nicht in Europa abspielen wird können.

Bei der DVD war es den Herstellern egal, ob der Kunde das knackt. Aber jetzt, wo es darum geht, möglichst viele Filmstudios auf die jeweilige Seite zu bringen, zeigt sich der voraus eilende Gehorsam der Hersteller von Unterhaltungselektronik nur zu deutlich. Es ist also abzusehen, dass der Kunde rein gar nichts mit seiner Scheibe machen kann – auch eine Privatkopie für den Video-iPod wird er nicht anfertigen dürfen (können).

Eigentlich, ein Irrsinn, denn ich kenne niemanden, der sich eine Scheibe kauft. Die Leute kaufen Filme! Aber das haben die allesamt noch nicht kapiert. Wie weit deren Horizont reicht, habe ich übrigens heute auf der Pressekonferenz des Blu-ray Forums gesehen. Keine kritische Frage von Journalisten, die nicht mit Nonsens-Phrasen umschifft wurde. Nachfragen war nicht möglich. Solch eine geballte Ladung an Ignoranz habe ich in meinen sechseinhalb Jahren als Journalist noch nicht gesehen!

Inseln, die keine sein müssten
Und noch ein Beweis von vorauseilendem Gehorsam: Auf einige der ausgestellten Wireless-Stereoanlagen kann man MP3s zwar ins System reinbringen (auf die eingebaute Festplatte kopieren), aber nicht rausholen. Eine Ausnahme ist das Wireless Music Center von Philips. Allerdings wurde das auch nur mit einem hauseigenen Player demonstriert.

Standpersonal
Puh! Fragen darf man keine stellen – egal bei welchem Hersteller, es gibt niemanden mit Ahnung. Die angeheuerten Studentinnen (gut aussehend, muss ich zugeben) haben gerade einmal das Prospekt auswendig gelernt. Eine kleine Frage und schon steigen sie aus. Welchen Wert hat dann eine Messe wie die IFA überhaupt?

Off topic
Video rules: Ich habe ja zur Zeit einen Sony Camcorder zum Testen (HRDC96 oder so). Der Umgang mit Video ist schon weit schwerer als der mit einer Fotokamera. Bin schon gespannt. Ich hab schon eine gute halbe Stunde Footage aufgenommen. Werde das Material zu Hause sichten. Wenn das Ergebnis sich halbwegs sehen lassen kann, stelle ich es auf Youtube.

Österreich: Heute abend hat die neue Tageszeitung ihre Premiere. Weil ich noch bis Samstag in Berlin hänge, bekomme ich davon nichts mit. Würde mich auf eine kleine „Blattkritik“ freuen: georg.holzer@gmail.com

Meinhard: Ach ja, und morgen treffe ich den Meinhard. Werde eine kleine Videobotschaft an alle mitbringen, die ihn kennen.

Was mich auch heuer wieder anzipft: Da kostet das Hotelzimmer ein Vermögen und man muss noch einmal extra 19,90 Euro fürs Internet brennen. Strom ist weiter gratis … This has got to change!

Morgen habe ich einen recht coolen Interview-Termin. Vielleicht werde ich den Podcasten. Ein ganzes Interview liegt allerdings noch auf meiner Festplatte in Klagenfurt zum Schneiden bereit. Wenn das nicht soooo viel Arbeit wäre … Audio und Video sind eben viel aufwendiger. Aber sind sie auch besser?

Mehr von der IFA gibt’s morgen oder heute Nacht oder irgendwann … Cheers auf jeden Fall. Georg