"A gigantic compliment for The Times"

Normalerweise kostet die New York Times, eine meiner Lieblingszeitungen, etwas. Gestern gab es sie gratis. Allerdings nicht die echte, sondern eine täuschend echt aussehende Kopie derselben.

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In der Ausgabe wurde das Ende der Kriege im Irak und in Afghanistan ebenso verkündete wie die Schließung des Gefangenenlagers in Guantanamo Bay oder einen UNO-Bann für alle Waffen. Geschaffen wurde die “unauthorisierte Ausgabe von liberalen Witzbolden”, wie es in einem Blogeintrag der echten Times heißt.

Erkennbar ist die 14-seitige Fälschung lediglich am Datum (4. Juli 2009) und an dem Spruch in der Titelleiste: “All the News We Hope to Print”.

Rund 30 Mitarbeiter (drei davon angeblich von der Times selbst) sollen daran sechs Monate lang gearbeitet haben. 1,2 Millionen Exemplare wurden über Nacht gedruckt und mit rund 1000 Freiwilligen in sechs Städten der USA verteilt. Sogar eine täuschend echte Kopie der Website der NYT wurde eingerichtet: www.nytimes-se.com. Die Parodie habe “weniger als 100.000 Dollar gekostet”, wird ein Sprecher der Gruppe in der Washington Post zitiert. Aufgetrieben wurde das Geld durch Spenden.

Bei der New York Times will man den Vorfall untersuchen, glaubt aber selbst nicht an rechtliche Schritte. Die Aktion würde als “fair use” sogar im Copyright-Gesetz der USA durchgehen.

Die New York Times war bereits mehrmals “Ziel” von gefälschten Witzausgaben. 1978 und 1999 wurden ähnliche Ausgaben jeweils am 1. April verteilt.

Der bereits erwähnte Blog der NYT sprach dazu auch mit Alex S. Jones. Der Leiter des Joan Shorenstein Center on the Press in Harvard und ehemalige Times-Mitarbeiter meint zur ganzen Sache:

“I would say if you’ve got one, hold on to it,” Mr. Jones, a former Times reporter, said of the fake issue. “It will probably be a collector’s item. I’m just glad someone thinks The New York Times print edition is worthy of an elaborate hoax. A Web spoof would have been infinitely easier. But creating a print newspaper and handing it out at subway stations? That takes a lot of effort.”

He added, “I consider this a gigantic compliment to The Times.”

Die ganze Sache brachte mich auf eine Frage: Wie würde eine Parodie-Ausgabe der Kleinen Zeitung aussehen? Vielleicht so?

09-03-19

Im Prinzip ist es nicht schwer, eine gefälschte Zeitungsausgabe zu machen. Alles was man dazu braucht, sind InDesign, ein paar PDFs, um die Seiten nachzubauen. Die richtigen Schriften sind hilfreich und natürlich viele gute, täuschend echt geschriebenen Geschichten …

11 Kommentare
  1. rip
    rip sagte:

    Alle Achtung, woher hattet ihr die 100.000 Euro hehe? Erinnert mich an die Future News von X-Large damals… jaja im ORF, frühe 90er Jahre 😉 Da ging es um einen fiktiven Krieg zwischen Anhängern der schwarzen und der weißen Auto-Nummerntaferln-Anhänger.

  2. Anton Trapp
    Anton Trapp sagte:

    Alles was wir uns für eine Ausgabe wünschen würden?

    a) Sport-Teil: Klagenfurt-Ausgabe mit KAC und Villach-Ausgabe mit VSV als Meister – gemeinsame Meisterfeiern
    UND
    Austria Kärnten : Sturm -> 1 : 8 ??? VERRÄTER 🙂
    b) Das Wetter von den Kanarischen Inseln nehmen
    c) Politik: Der Nachsatz unter dem Abbau der Schulden wäre vermutlich: Einkommenssteuer wird verdoppelt oder so… *g*

  3. Mr. Broombastic
    Mr. Broombastic sagte:

    Ja klar. Der Ortstafelstreit. DAS brennende Thema, dass die Welt in Atem hält. Die kleine Welt in Kärnten jedenfalls.

  4. gutsyheron
    gutsyheron sagte:

    lol

    Die ny times geschichte ist genial. Ob die Styria einen Fake KleineZeitung allerdings genauso als „Compliment“ ansehen würde?

    Man müsste halt wirklich näher an der Wahrheit bleiben als es die Faschingszeitungen machen sonst würde es bei uns als „vorgezogenes Faschingsplattl“ abgetan und die gewünschte Wirkung verfehlen.

  5. verena
    verena sagte:

    hab leider keine ergattert.
    an radfahrer wird nix ausgeteilt. nur an uebellaunige subway-fahrer 🙁

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