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Test: Android-Smartphone LG-P990

Im Mai kam eine Einladung von LG Austria, ein Handy zu testen und dieses dann auf meinem Blog zu verlosen (siehe ganz unten). Lange hat es gedauert … jetzt ist es endlich soweit. Es geht ums Android Smartphone LG-P990 (aka Optimus 2X oder in Deutschland: Optimus Speed). Angeboten wird es seit März, bei der Vorstellungwar es das erste Mobiltelefon mit Dualcore-CPU – es läuft mit dem Nvidia Tegra 2-Chipsatz.

Ausstattung/Hardware:

Bessere Smartphones sind heutzutage an Ausstattung ohnehin meistens „komplett“ und so hat auch das P990 eine Menge zu bieten.

Das Gerät kann durchaus als Riese bezeichnet werden – es ist mit Abmessungen von 126,4 x 63,8 x 10,9 mm spürbar größer als etwa das iPhone 4.

Das vier Zoll große LCD-Display wirkt fast so farbenfroh wie ein OLED-Schirm und ist mit seiner WVGA-Auflösung von 800 x 480 Bildpunkten gestochen scharf. Auch bei Sonnenlicht ist das Display noch recht gut ablesbar. Der Touchscreen reagiert einwandfrei.

Ruckler wie früher bei Android durchaus an der Tagesordnung gibt es ob dem superschnellen Prozessor (2 x 1 GHz) nicht. Die Bedientasten unter dem Display reagieren ebenfalls rasch. Von den 512 MB Arbeitsspeicher frisst das Android-Betriebssystem selbst rund 300 MB auf. Aber auch mit dem Rest ist mühelos das Auskommen zu finden (komplexe Spiele nutze ich nicht). Der interne Speicher ist 5,5 GB groß und lässt sich per Micro SD-Karte mit maximal 32 Gigabyte erweitern.

Die Kamera auf der Rückseite schießt Fotos mit einer Auflösung von acht Megapixeln (3264 x 2448 Pixel), Videos werden in Full-HD (1920 x 1080 Pixel) gedreht.
Die Bildqualität ist in Ordnung, auch die Tonqualität bei Videos passt durchaus. An die interne, fast magische Bildbearbeitung im iPhone kommt es nicht ganz heran.
Negativ fällt auf, dass es keinen Auslöserknopf am Handy gibt, abgedrückt wird ausschließlich per Software-Button. Positiv sind die sehr umfangreichen Einstellungen, die LG seiner Kamerasoftware spendiert hat.

An Anschlüssen sind drei Steckverbindungen vorhanden: Der Kopfhöreranschluss befindet sich oben, daneben der HDMI-Ausgang zum Fernseher.
Das Fehlen von Docking-Möglichkeiten ist mein Hauptkritikpunkt an vielen Android-Smartphones. Wie sollte man auch das Handy vernünftig docken können, wenn sich der USB-Anschluss links, rechts oder oben befindet? LG hat scheinbar mehr mitgedacht als andere Hersteller und den Micro-USB-Stecker unten positioniert.

 

Funktechniken: Bluetooth 2.1, Wlan (802.11n) und A-GPS sind ebenso vorhanden wie ein HSDPA-Modem. Auch ein FM-Radio ist eingebaut.

Der Akku fasst eine Kapazität von 1500 mAh (Vergleich iPhone 4: 1420 mAh). Die von LG angegebenen Laufzeiten (Sprechzeit 600 Minuten, Standby-Zeit von 20 Tagen) sind aber nicht einmal nützliche Anhaltspunkte. Wie bei allen Smartphones heißt es auch hier: Mit mehr als einem Tag Akkulaufzeit kann man nicht rechnen. Und gerade bei Android muss man viel drehen und schrauben, um hier und da noch einen stromfressenden Hintergrundprozess zu eliminieren – erst recht, wenn viele Apps installiert sind.

Die Verarbeitungsqualität lässt nichts zu wünschen übrig. Der Lautsprecher ist für seine Größe ausreichend laut, das Mikrofon fällt gegenüber anderen Smartphones um nichts zurück.

Software:

Mein Testgerät war ein Vorserienmodell und läuft mit Android 2.2.2.

Ein Softwarefehler, der am Gerät zu regelmäßigen und unvermittelten Reboots führt, soll in der Kaufversion ausgemerzt sein. Ich sag es gleich vorweg: Pures Android ist mir lieber.

LG gibt weniger proprietäre Software als etwa Samsung auf sein Android-Smartphone und die einzelnen Anpassungen (etwa bei der Kamera oder die Unterstützung von DLNA) sind durchaus zweckmäßig. Warum LG aber beispielsweise einen eigenen Facebook-Client installiert, werde ich wohl nicht verstehen. Dennoch: Auf Gingerbread (aktuell ist Android 2.3.4) wird man so lange warten müssen, bis LG es auf das P990 portiert hat.

Immerhin: Das Rooten vom P990 soll einfach von der Hand gehen und Cyanogen Mod in Version 7 soll auch darauf Platz finden können. Damit lässt sich so manche Tempo-Bremse durch das LG-behübschte Android wieder lösen.

PROs:

  • Tempo: Am DualCore-Chip ist nichts auszusetzen
  • Gute Kamerasoftware
  • Sehr gute Verarbeitung
  • Sehr gutes Display
  • Micro-USB-Port unten ermöglicht Docking-Stations

CONs:

  • Kein Auslöseknopf für die Kamera
  • Speziell bei vielen Apps hält der Akku Android-typisch kurz, ein paar der richtigen Einstellungen sorgen jedoch für Abhilfe.
  • Kein „pures“ Android

FAZIT:Das LG-P990 ist ein solide verarbeitetes und flottes Android-Smartphone, das beim Tempo und in Punkto Ausstattung keine Wünsche offen lässt. Wer Android mag, wird auch das Optimus 2X mögen. Herausragend ist es aber (genau wie seine engsten Konkurrenten Samsung Galaxy S2 oder HTC Sensation) nicht wirklich. Es macht, was es machen soll und das ohne ein „WOW“ zu hinterlassen. Würde ich mir das Gerät kaufen? Nein. Ich mag zwar Android aber zum Umstieg vom iPhone ist es (für mich) noch zu früh.

Das LG-P990 gewinnen!

LG verschickt an einen von euch ein nagelneues, ungeöffnetes LG-P990. Einfach so gibt’s das gute Stück aber nicht. Wer es gewinnen will, muss schon etwas tun. Hier die Aufgabe:

Welche Assoziationen/Schlagwörter fallen euch spontan zum Wort digirati ein? Nicht lange überlegen – gleich in die Kommentare posten!

Einsendeschluss ist Montag, 18. Juli 2011, um 18:00 Uhr. Die Verlosung findet mit Hilfe eines Zufallszahlengenerators am Dienstag statt. Die Gewinnerin/der Gewinner wird per E-Mail verständigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, die Kommentardaten (E-Mail-Adresse ist nicht öffentlich) werden nicht weiter gegeben.

Android-Tablets: Höchstens von hinten unterscheidbar

Die Android-Tablet-Schwemme geht am Mobile World Congress weiter. Und die Unterschiede zwischen den Herstellern und Modellen sind marginal bis gar nicht vorhanden.

    Die Vorderseite ist bei allen Modellen (auch bei jenen von HTC & Co.) ident. Der einzige wirkliche Unterschied (und so gesehen das Spannendste) ist die Rückseite … und hier ist der Beweis:

    Samsung Galaxy Tab 10.1

    Motorola Xoom

    LG Optimus Tab (Die beiden Kameras erzeugen übrigens schreckliche 3D-Bilder):

  • Alle laufen mit Android 3.0, deren Benutzeroberfläche die Hersteller nur noch mit Widgets adaptieren dürfen.
  • Alle besseren Modelle laufen mit einem Dualcore-Chip entweder einem Qualcomm Snapdragon oder nVidia Tegra 2.
  • Alle haben um die 32 GB Solid State Speicher.
  • Alle haben 1 GB Arbeitsspeicher.
  • Alle Modelle haben in etwa dieselbe Bildschirmauflösung von rund 1280 x 800 Pixel.
  • Alle haben Wlan und Bluetooth.
  • Alle haben einen Micro-USB-Stecker zum Laden und für die Datenübertragung.
  • Alle haben einen Slot für Simkarten und einen für Micro-SD-Karten.
  • Allen fehlt ein großer USB-Anstecker für Erweiterungen.
  • Alle haben eine Front- und Rückkamera.
  • Alle orten sich per A-GPS.
  • Alle haben exakt die gleichen Knöpfe: Back, Home, Task-Switcher, Laut/Leise, Ein/Aus.
  • Fazit:

    Der zunehmende Einheitsbrei muss den Herstellern Sorgen machen. Die einzig verbliebene Differenzierbarkeit wird nicht die Rückseite sein sondern der Preis. Und wer will schon einen Preiskampf? Die Kunden 🙂

    Kleine Zeitung loves Android

    Ich bin ein Meister im Geheimnis-Ausplaudern, doch jetzt darf ich endlich: Die Kleine Zeitung bekommt nach einer (sehr gelungenen) App für iPhone/iPod touch und iPad schon sehr bald eine App für Android.

    Die Kollegen aus Graz haben mich (und auch euch) um Mithilfe gebeten. Es geht darum, welche Android-Version ihr nutzt. Weil mich selbst interessiert, was es da draußen alle gibt, frag ich euch hiermit schnell einmal.

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    DANKE!!!

    Remote-Apps für TV, Sat und Stereoanlage

    Ein Supertrend 2011 ist die „Verapplikationierung“ von Unterhaltungsgeräten. iOS- und Android-Nutzer dürfen sich darauf freuen!

    Immer mehr Geräte im Haushalt haben einen Netzwerkanschluss. Über diesen lassen sich nicht nur Inhalte aus dem Internet beziehen. Damit ausgestattet Geräte lassen sich auch mit Apps fernsteuern. iPhone, iPad oder Android-Smartphones ersetzen so nicht nur eine ganze Armada an Infrarot-Fernbedienungen, sie bringen auch etliche Zusatzfunktionen mit.

    Am meisten verbreitet ist dies derzeit bei netzwerkfähigen Fernsehern. Flat-TVs von Samsung, LG, Philips oder Sony lassen sich über kleine Zusatzprogramme steuern. Auch Satelliten-Receiver, Blu-ray-Player, Wetterstationen oder netzwerkfähige Stereoanlagen erfahren so einen deutlichen Mehrwert.

    Größter Vorteil ist der Preis: Verlangt etwa Sonos für seinen besten Controller 399 Euro, gibt es die Apps – wie bei den meisten Herstellern – gratis. Viele Hersteller veröffentlichen Programmierschnittstellen für ihre Geräte oder bieten selbst Apps an. Eine Suche im iTunes Store oder Android-Market nach den Hersteller- oder Gerätenamen lohnt sich immer. Im schlimmsten Fall bezahlt man ein paar Euro – kein Vergleich zu teuren Universalfernbedienungen, die noch dazu weniger können.

    Beispiele für Remote Apps

    Die vielen weiteren Vorteile sind am besten anhand von Beispielen (jeweils nur zwei Screens) erklärt:

    Samsung bietet mit seiner App eine Steuerung aller netzwerkfähigen Fernseher. Die Gestensteuerung – so ein innovativer Ansatz wäre mit Fernbedienungen gar nicht möglich – finde ich persönlich etwas gewöhnungsbedürftig, dafür ist die App flexibler als das Original. Einziges Problem: Einschalten kann man das TV-Gerät mit dieser Remote (zumindest in der Version 1.33) noch nicht.

    Dream Multimedia bietet selbst zwar keine eigene Remote an. Mit DreamOn gibt es für seine exzellenten Dreambox-Satellitenreceiver jedoch für 1,59 Euro eine exzellente App. Der eigentliche Fernbedienungsteil (unten links) ist etwas lieblos gestaltet, aber dennoch zielführend. Toll ist die Aufnahmemöglichkeit über den EPG übers Internet. Ist der Router richtig eingestellt, kann man auch von unterwegs den Timer stellen.

    Ebenfalls praktisch und zu Späßen einladend ist der Nachrichtendienst, den das Dreambox-Betriebssystem enigma 2 mitbringt. So kann man vom Arbeitszimmer kurze Texte („Schatzi, Bussi!“) auf den Fernseher schicken. Die „normale“ Fernbedienung schafft das nicht!

    Kathrein: Die beiden Sat-Receiver UFS-912 und UFS-922 basieren wie die Dreambox auf Linux und sind nebenbei noch kleine Netzwerk-Multimedia-Computer. Klar, dass man auch sie steuern kann. Was Kathrein besser macht als DreamOn ist die Darstellung des EPG mit Logos. Sie gehen schneller ins Auge als lediglich Senderbezeichnungen.

    LG macht mit seiner AV-Remote-App deutlich, dass Design keine Frage der verwendeten Materialien ist. Photoshop reicht. Außerdem: Es gibt Zusatzinformationen – etwa DVD-Cover.

    Die Wifi TV Remote von Philips gibt es wie andere auch in mehreren Ausführungen – mit klassischer und eher experimenteller Bedienerführung. Fast alle Apps bieten zudem auch eine Tastatur, mit deren Hilfe die Eingabe von Text am Touch-Display weit besser von der Hand geht als auf der Fernbedienung.

    Die Denon Remote App zeigt, wie man mit mehreren Quellen am Display viel einfacher umgehen kann als auf der Fernbedienung und am entfernten Display der Stereoanlage. Durch diese Art von Apps werden neue Anwendungen wie Streaming-Dienste auf Stereoanlagen ohne passables Display überhaupt erst möglich oder praktisch nutzbar.

    Sonos zeigt mit seinen Apps für iPhone/iPod touch bzw. fürs iPad wie perfekt Usability aussehen kann. Spielerisch wird zwischen Zonen herumgeschalten, Sender oder Songs sucht man mit der Tastatur und zur Orientierung wird Album-Art eingeblendet. Mehr Übersicht kann man kaum haben. Neben den offiziellen Apps von Sonos gibt es noch eine Reihe inoffizieller – etwa Andronos für Android.

    Apps für die Boxee Box gibt es sowohl für iPhone/iPod touch als auch fürs iPad. Neben mehr Übersicht und intuitiverer Bedienung sei noch ein weiterer Vorteil erwähnt: Weil die Bedienung über Wlan funktioniert, bedarf es keiner direkten Sichtverbindung zum Gerät wie bei Infrarot.

    Und wenn eine Fernbedienungs-App einmal nicht perfekt ist – ein Update mit neuen Funktionen und besserer Bedienbarkeit kann jederzeit kommen.

    Diese Aufzählung ist überhaupt nicht komplett und zeigt nur iOS-Apps. Auch für Android gibt es schon einiges und es wird mit jedem Tag mehr – einfach nach Hersteller oder Gerät im iTunes Store oder Android-Market suchen.

    Nachteil

    Wo viel Licht ist, gibt es auch Schatten – und dabei einen sehr langen sogar 🙁

    Um etwa den Fernseher schnell leise zu stellen, muss man das Handy hernehmen, entsperren, die App starten und den richtigen Knopf drücken. Mit der konventionellen Fernbedienung ist das nur ein Drücker.

    Funktionsweise

    Die Übertragung der Schaltbefehle funktioniert über den Router per Wlan. Ist das Gerät verkabelt, überträgt der Router die Signale vom Wlan ins Kabel. Damit der Nachbar nicht reinfunken kann, muss man die App zuerst mit dem Gerät koppeln. Dies funktioniert bei Fernsehern oder Sat-Receivern meist über die Eingabe von Pin-Codes oder eine Kombination aus Benutzername und Passwort. Gibt es keine Displays, so müssen am Gerät gewisse Tasten gedrückt werden. Eine interaktive Anleitung gibt’s dafür am Handy-Display.

    Ausblick

    Der Ausblick für solche Apps ist rosig: Was jetzt noch nicht steuerbar ist, wird es bald sein. Beispielsweise könnte man in Zukunft vom Rücksitz aus das Autoradio steuern. Auch wird der Markt für komplette Heimautomationen (Heizung, Jalousien etc.) in den nächsten Jahren boomen und mit ihm auch die Apps, die das Heim der Zukunft elegant steuern.

    Und du? Fernbedienst du noch oder appst du schon?

    Samsung, hör doch zu!

    Android wird von Tag zu Tag besser, doch zwei Probleme sind für mich Show-Stopper:

    1. Nicht jeder Handynutzer bekommt Updates und wenn überhaupt, muss man ewig darauf warten.
    2. So mancher OEM versucht, sein Gerät durch eigene Software „aufzuwerten“. Doch allzuoft geht das schief und führt zu mehr Problemen als nötig.

    Diese beiden Gründe führen dazu, dass die Nexus-Reihe von Google so beliebt ist. Nur sie bietet die pure Google Experience und garantiert schnelle Updates.

    Erst im Dezember brachte Google sein jüngstes Referenzhandy, das Nexus S heraus. Es wird von Samsung gefertigt und unterscheidet sich grob vom Galaxy S nur in ganz wenigen Punkten.

    Die Hoffnungen der Galaxy S-Besitzer auf ein schnelles Update auf Android  2.3 Gingerbread sind dennoch bislang enttäuscht worden.

    Samsung Galaxy S, Android 2.3 Gingerbread

    Weil Samsung kein Update bietet, nimmt es die Entwicklergemeinde eben selbst in die Hand. Ziel ist es, Android 2.3 darauf zu portieren und das Gerät von der (viel zitierten) „Samsung Crapware“ zu befreien. Aber noch sind die Hacker nicht soweit, noch gibt es einige Probleme, die von Samsung in NullKommaNichts gelöst werden könnten … nur will Samsung scheinbar nicht.

    Im Entwicklerforum auf XDA Developers startete vor zehn Tagen ein rekordverdächtiger Thread.

    Galaxy Gingerbread Thread, XDA Forum

    Andere Threads zum Thema haben zum Teil noch mehr Antworten und bis zu zwei Millionen Views. In Summe werden es wohl zehn Millionen Views auf all die Galaxy-S-Gingerbread-Threads sein.

    Samsung, do you listen?

    Die Koreaner hören natürlich nicht zu und Google-Leute im Forum sprechen in einzelnen Beiträgen im Thread davon, dass sie nicht helfen dürfen. Ihnen seien die Hände gebunden.

    Samsung, ihr solltet das ernst nehmen! Alleine in diesem Forum gibt es zehntausende enthusiastische Kunden, die eure Hardware und Android lieben. Sie werden nur dann wieder ein Handy von euch kaufen, wenn ihr die Kritik und Bitten (ja sogar Flehen) ernst nehmt.

    Würde ich mir ein Galaxy-Android kaufen? Sicher nicht! Ich würde die pure Google Experience einem zusätzlichen Filesystem (Wozu?) und anderen nutzlosen Gimmicks vorziehen. Auf euer Nexus S schaue ich jedoch mit Argus-Augen … andere wohl auch.

    Was 2011 in der Technik bringt

    Das neue Jahr steht vor der Türe und das ist auch für mich wieder Zeit für eine äußerst fundierte Analyse der Zukunft einen gewagten Blick in die Kristallkugel.

    Ich möchte mich mit dieser Vorschau bei allen Leserinnen und Lesern für die Treue bedanken.

    Zwanzig Elf soll ein großartiges Jahr für euch werden!
    Alles Gute, viel Liebe, Leidenschaft, Gesundheit und Erfolg!

    Happy 2011 - (c) iStock Studio7

    Aber nun zum Thema: Was wird sich 2011 in der Technik und im Web tun? Was werden die wichtigsten Trends sein? Was wird kommen und was (sicher) nicht? Wer sind die Gewinner und Verlierer 2011?

    Zehn Trends und Themen für 2011

    10. Neues von Apple: iPhone 5 und iPad 2

    Schon lange war nicht so klar, was es in der (näheren Zukunft) von Apple geben: 2011 erscheinen ein neues iPhone und iPad … Surprise!

    Darüber hinaus wartet ein neuer Mac App Store, der am 6. Jänner seine virtuellen Pforten öffnet und uns – wie am iPhone sagt, was wir installieren dürfen und Apple 30 Prozent vom Umsatz beschert.

    Solange man seine Software auch auf anderem Wege wird installieren dürfen, ist das kein Problem. Allerdings ist abzusehen, dass eine größere Virenattacke (auch Mac OS X ist dagegen nicht immun) ausreicht, um die Freiheit komplett zu beenden. Am Ende wird wohl doch der Kontrollwahn von Steve Jobs siegen.

    Zum 10. Geburtstag von Mac OS X könnte am 24. März 2011 auch die neue Version (10.7, „Lion“) vorgestellt werden. Außer der neuen Technik im Umgang mit Fenstern ist bislang wenig bekannt.

    iPad 2: Schon im Jänner könnte Apple den Nachfolger seines aktuellen iPads vorstellen. Weil dessen hohes Gewicht nicht nur mich stört, sollte sich hier etwas tun. Auch wenn die aktuelle Rechenleistung ausreicht, könnte der A4-Chip ein Multi-Core-Update bekommen – Moore’s Law lässt grüßen.

    Außerdem sollte im nächsten Modell zumindest eine Frontkamera dabei sein, um Facetime-Gespräche durchführen zu können. Als mobiler „Fotoapparat“ kann ich mir das iPad allerdings beim besten Willen nicht vorstellen. Das wäre unpraktisch und würde wohl dämlich aussehen.

    The iPad and photography: Tool, toy or prop? | Credits: RKD Photography

    iPhone 5: Wie in den Jahren zuvor, sollte es auch nächstes Jahr im Sommer ein neues iPhone geben. Was wäre neu?

    • Empfang: Funkteil und Antenne des iPhone 4 sind inferior. Dieses Problem wird Apple mit einer „bahnbrechenden, „magischen“ oder irgendwie „phänomenalen“ Antennen-Technologie begegnen.
    • Akku: Klar, dass es auch hier Superlativen geben wird.
    • Neues Kabel: Apple ging als eines von zehn Mobilfunkunternehmen eine Selbstverpflichtung der EU ein. Eigentlich sollten schon seit 2010 alle Handys nur noch mit Micro-USB-Stecker ausgeliefert werden. Weil aber sehr viel Geld und Zubehör von Apples Dock-Connector abhängt, werden die Geräte sicher auch in Zukunft den 30-poligen Stecker haben. Denkbar ist eine Kabellösung mit Adaptern.
    • NFC: Apple wird nachgesagt, dass man den Kurzstreckenfunk Near Field Communication (Made in Austria) in seine Geräte integrieren wird. Auch in Googles Nexus S steckt NFC. Damit wären Bezahldienste ebenso möglich wie neue Ticketing-Lösungen – man denke dabei nur an das Musik-Social-Network Ping …

    iPhone 5-"Studie", via Blogofon Podcast

    So wie diese Designstudie/Photoshop-Montage wird das iPhone 5 aber freilich (noch) nicht aussehen.

    Roaming-Bombe: 2010 wurde mehrmals laut darüber spekuliert, dass Apple künftig die Simkarte fix in seine Telefone einbauen könnte. Damit wäre es (sehr theoretisch) möglich, dass Apple selbst zum Mobilfunker wird. Dazu müsste Cupertino erst Daten-, Sprach- und SMS-Kontingente von Netzbetreibern en gros einkaufen. Wenn mehr als ein Land mit dabei wäre, könnte dies auch das Ende vom Roaming bedeuten.

    Dass dies alles ferne Zukunftsmusik ist, zeigt der vorauseilende Protest der Mobilfunker gegen ein solches Horrorszenario. Aber ausgeschlossen ist es auch nicht: Dem Prinzip des Gefangenendilemmas folgend, wird schon irgendwo der eine oder andere mitziehen wollen.

    Denkbar für 2011 wäre aber auf jeden Fall, dass iPhones wie iPads oder iPods überall, offen und unsubventioniert verkauft werden.

    iOS-Zukunft: Auch wenn es immer wieder Neuerungen gab (2008 kamen Apps, 2010 eine Art Multitasking), so blieb die grundlegende Bedienung eines iPhones seit 2007 annähernd dieselbe. Auch weil der Erfolg von Android Steve Jobs wehtun muss, wird es 2011 zu gröberen Neuerungen kommen müssen.

    Abgesehen von neuen Bedienerformen, könnte es endlich auch Widgets geben. Der logische Ort dafür sind … richtig: die schon seit iOS 4 bekannten Folder. Wieso kann man hier nur Icons und keine Funktionalität hinein packen? Wäre das nicht der ideale Ort, um Wlan oder Bluetooth ein- und auszuschalten oder die Wettervorhersage für die nächsten Tage zu bekommen?

    iOS 4 Folder - der beste Ort für Widgets!

    Und noch ein gewagter Tipp: Auch 2011 werden die Fanboys ihrem Halbgott Steve weiter applaudierend zu Füßen liegen 🙂

    9. Apps on all 3 Screens

    Die Metapher der „three screens“ (Handy, PC, Fernseher), vor denen sich unser Leben abspielt, wird nächstes Jahr aktueller denn je. Apps, die kleinen Anwendungen von Smartphones, werden 2011 zum Riesengeschäft am Fernseher.

    Apps werden im kommenden Jahr viel verändern und in Zeiten stetig sinkenden Programm-TV-Konsums wird der „dritte Bildschirm“ anfangen, im Marketing-Mix innovativer Unternehmen, eine Rolle zu spielen. Der Rest folgt 2012 oder 2013, wenn schon wieder zu viel los ist …

    AppStore on Apple TV, Montage

    Apps am Fernseher gibt es zwar schon längst, aber wieder einmal könnte Apple hier viel zur Popularisierung beitragen. Das aktuelle Apple TV 2 basiert auf iOS4 und ist von der Hardware mit dem iPad (kein Akku und Display, andere Stecker) ident. Es ist unausweichlich, dass Apple im Juni anlässlich der WWDC seine Schleusen öffnet und APIs für Apps vorstellt.

    Teilweise mit dramatischen Auswirkungen: In den USA könnten Studios und Sender mit Apps die teuren und verhassten Kabelnetzbetreiber umgehen. Ein weiterer Mittelsmann wäre ausgeschalten.

    Die Auswirkungen dafür werden Sony und Microsoft am deutlichsten zu spüren bekommen. Einerseits gibt es bereits eine Unmenge an Spielen, die mit überschaubarem Aufwand so auf den Fernseher portiert werden können. Andererseits sind Spiele für Xbox 360 oder Playstation 3 weniger ein Massenprodukt als Angry Birds, Doodle Jump & Co.

    Mit seinem Preis von 100 bis 120 Euro sollte das Apple TV 2 einen weiteren Konkurrenten – die Wii – endgültig vom Markt fegen. Nintendos Spielkonsole ist mangels HD-Tauglichkeit und zuletzt weniger Innovation schlichtweg nicht mehr konkurrenzfähig. Im Juni sollte es auf der E3 Expo ein Upgrade geben.

    Was tut sich sonst noch am Fernseher?

    3D-TV wird spätestens Ende des Jahres im mittleren und oberen Segment zum Standard, weil es einfach nur ein anderer Darstellungsmodus hinsichtlich der Bildfrequenz ist.

    An die Brille und den Mangel an 3D-Filmen müssen wir uns aber weiter gewöhnen. HD-ready-Geräte mit einer Auflösung von 720p werden angesichts des Preisverfalls (32″ in Full-HD gibt es schon ab 349 Euro) aussterben.

    Weil 3D-Fernsehen schon „normal“ wird, kommt eine andere Welle daher: Internet am Fernseher. Die Hersteller von Fernsehgeräten könnten so in die Rolle des Contentanbieters schlüpfen. Zumindest aber werden sie zum „Mittelsmann“ zwischen Zuschauer und diversen Online-Videotheken.

    Und gewinnen werden jene Hersteller, die sich bei Standards wie HBB TV zusammen tun werden. Für Entwickler bedeutet dies, dass HTML5-CSS-Javascript-Apps auch auf Fernsehern die Zukunft gehört.

    Screenshot HBB TV

    Fernseher und Settop-Boxen wurden so auch zu kleinen Linux-Computern und einander immer ähnlicher. Eine Auswirkung dieses Trends wird sein, dass Fernseher mit „Custom ROMs“ (also gehackte und erweiterte Firmware für die Geräte) immer mehr zur Bastelecke werden. Der TV-Jailbreak wird für echte Geeks und Nerds zum Leistungssport der Zukunft.

    8. Heimnetze boomen

    UPnP und DLNA sind nichts Neues, Streaming-Clients und -Server mit dieser Technik gibt es schon eine ganze Weile. So richtig im Mainstream sind sie aber noch nicht angekommen. Dafür könnte Apple mit seiner – (no na net) proprietären – Technik namens Airplay sorgen.

    Dabei wird Apple diesmal weder technisch vorne sein noch Usability-Vorteile gegenüber Sonos, Boxee oder Logitech haben. Aber es ist halt Apple …

    Neben Streaming-Clients für Audio und Video werden auch Server nächstes Jahr boomen. Seien es nun Netzwerkfestplatten, Router mit USB-Anschlüssen oder gleich ein semiprofessionelles NAS oder Windows Home Serverviele Heimnetze erfahren ein Upgrade, weil der praktische Nutzen besser sichtbar wird. Und so würde es auch nicht verwundern, wenn auch Apple seine Time Capsule heuer modernisiert und mit neuen Features ausstattet.

    Heimnetz a la Microsoft

    Und so wird die iPod-ifizierung auch im Heim weiter voranschreiten. Gepaart mit immer mehr Online-Videotheken bedeutet dies nichts Gutes für das gute alte Radio und Fernsehen.

    7. Medien werden zu kämpfen haben

    2011 wird auch ein Jahr, in dem es Printmedien mehr als nur schwer haben werden. Einerseits fördern Tablets den Medienkonsum in der Freizeit, andererseits werden Zeitungen zwingend reine Digitalabos bringen müssen. Dass dafür aber nicht der gleiche Preis fällig werden kann wie für das Papierabo, ist sowohl Lesern als auch Verlagen klar. Nicht nur deshalb könnten Zeitungs- und Magazinumsätze schrumpfen.

    Der Medienbruch bedingt auch, dass nicht alle mitkommen werden.

    iPad Kleine Zeitung

    Und dann wäre da noch die Piraterie. Damit ist nicht das „Teilen“ eines Printabo-Accounts am iPad gemeint.

    Musik-Piraterie ist erst durch das Erscheinen von mobilen MP3-Playern groß aufgekommen. Und was der iPod für die Musikindustrie war, sind nun die Tablets für die Verleger. Mit dem Vorhandensein von einladender Lesehardware steigt auch das Interesse, sich mit Content einzudecken. Und weil alles in Bits und Bytes vorliegt, ist die Kopie in Null-Komma-Nichts angefertigt.

    Schon jetzt werden einige Zeitungen via Bittorrent geteilt, dass dieses Problem nicht kleiner sondern eher größer wird, liegt auf der Hand.

    Die Reaktion der Verleger zeichnet sich ab: Anstatt an der Bequemlichkeit für den Leser und neuen Geschäftsmodellen zu arbeiten, werden sie nach einem möglichst strengen Rechtemanagement (DRM) suchen. Und treffen wird’s wieder nur redliche Käufer …

    Abgesehen davon: Sicher ist nichts. Selbst aus Apps lässt sich ein PDF relativ einfach extrahieren.

    Und wie viel das hilft, zeigte unlängst die Zeitschrift c’t anhand von Büchern. Illegal ist das Angebot sogar größer als legal. Die Leute scannen Bücher sogar. Würde es einem immer so einfach gemacht werden wie beim Kindle oder im iTunes Music Store, wäre das Problem geringer.

    Und zuguterletzt werden alle Medien nächstes Jahr von weiteren Umschichtungen der Marketing-Budgets hin in Richtung Social Media (Facebook ist ganz vorne auf der Wunschliste der Marketingleute und -vorstände) getroffen.

    6. Websoaps & Co. gegen Bauchfleck

    Auch von anderer Seite droht etablierten Medien Ungemach, von Google.

    Die Kritiken von Google TV waren verheerend: Reviewer in den USA sprachen von einem chaotischen Interface, komplizierter Einrichtung und Benutzerführung, einem praktisch unbenutzbaren Browser und mangelndem Content. Einiges lässt sich reparieren und per Software fixen – noch vor dem Europa-Start soll es ein Update geben.

    Schwerer wiegt jedoch, dass mehrere TV-Stationen und ihre Videoportale Google boykottieren und die Box schwarz bleiben lassen. So bleibt den Google-TV-Nutzern etwa das beliebte Serienportal vorenthalten.

    In der Inhaltsfrage wird Google zur Selbsthilfe greifen: Der Internet-Konzern könnte die Video-Produktion finanziell unterstützen.

    Videoproduktion, (c) James Lopez

    Wieso sollte bei mehr als einer Milliarde Internetnutzer nicht einmal eine Websoap nur über das Web ein globaler (werbefinanzierter) Kassenschlager werden? 2011 könnte es das erstmals geben. Dass das den Studios nicht gefallen wird, liegt auf der Hand.

    Google wird so auch nicht zur Content-Company. Allerdings hat man auch heuer schon Projekte in diese Richtung gefördert. So stellte man fünf Millionen für Innovationen im Journalismus zur Verfügung.

    5. Protokoll für soziale Netze

    Einer der Unsicherheitsfaktoren für Facebook ist Diaspora. Ja, das ist ernst gemeint. Das von Studenten zusammen gemoppelte Social Network bringt einen richtungsweisenden Gedanken mit: Social Networks sollen dezentral sein.

    2011 wird die Idee auftauchen, soziale Netzwerke nicht mehr auf einer Website oder mit einem Webservice zu implementieren, sondern mit Hilfe eines Protokolls – ganz nach dem Vorbild von E-Mails (POP3/IMAP4). Als „Client“ könnten viele verschiedene Netzwerke oder auch Desktop-Anwendungen agieren. Wieso kann nicht eine Art „Outlook für soziale Netzwerke“ mehrere solcher Angebote bündeln und mit diesen interagieren?

    Dass so etwas in ein paar Monaten fertig ist, dürfte ebenso ausgeschlossen sein, wie ein Mitmachen von Facebook. Aber mit dem Download der eigenen Benutzerdaten wäre ein erster kleiner Schritt hin zu einem selbstkontrollierten Socialgraph getan.

    4. Erste Blicke durch neue Fenster

    1,5 Millionen Smartphones mit Windows Phone 7-Betriebssystem wurden bislang verkauft (oder an den Handel geliefert, so genau ist das nicht) – keine wirklich berauschende Zahl angesichts des gewaltigen Marketing-Drucks der Redmonder. Aber man muss Microsoft einen großen Wurf zugestehen.

    Die Gefahr ist, dass Microsoft – wie bei vielem – immer nur den halben Weg geht und Windows Phone 7 gerade einmal mit den nötigten Features nachbessert. Mit Copy&Paste (kommt im Jänner per Update) alleine ist es nicht getan!

    Es müssen viele und große Updates folgen, damit Vertrauen der Kunden in die Plattform entsteht. Vertrauen der OEMs in die Plattform ist wichtiger als die paar Euro, die sie bei Android an Lizenzgebühren sparen.

    Spätestens im Herbst sind erste Blicke auf Windows 8 (Codename: Copenhagen) und Office 15 zu erwarten. Zur Erklärung: Jede zweite Version von Windows und Office sind Major Releases. Dieser Logik folgend müssten zwei große Würfe auf uns zukommen.

    [vimeo width=“570″ height=“314″]http://vimeo.com/4255076[/vimeo]

    Auch wenn dieses Video nicht von Microsoft selbst stammt, zeigt es ein paar Dinge, die kommen könnten: Mit Beschleunigung der Grafikkarte könnte so manche Aufgabe in Windows 8 schöner und intuitiver von der Hand gehen.

    Während Windows 8 schon 2012 erscheinen könnte, wird mit Office 15 nicht vor 2013 gerechnet.

    3. Mehr Speed im Netz

    Am Mobile World Congress (MWC) in Barcelona werden in Februar eine ganze Reihe von Smartphones mit Dual-Core-Chips wie dem Tegra 2 von Nvidia vorgestellt. Den Reigen der Mehrkern-Handys läutete vor wenigen Tagen LG mit seinem Optimus 2X ein. Am Anfang werden Android-Geräte stehen, auch das iPhone 5 wird aus zwei Kernen mehr Leistung bei geringerem Stromverbrauch holen.

    Fraglich ist, wann Nokia und Windows Phone 7-Geräte folgen. Gerade Microsoft gibt seinen OEMs sehr strenge Hardware-Vorgaben, um zentralisierte Updates möglich zu machen.

    Mehr Tempo gibt es auch in den Netzen selbst. Der Ausbau des Glasfasernetzes geht hoffentlich rascher weiter als bislang. Und mit dem sperrigen Namen Long Term Evolution (LTE) geht die nächste Mobilfunkgeneration in Österreich an den Start. Es ist zu erwarten, dass im Februar am MWC die Starttermine bekannt gegeben werden. Glaubt man den Mobilfunkern, stehen auf jedem Sender dann mehr als 100 Megabit pro Sekunde zur Verfügung.

    Vor eineinhalb Jahren füllte ein LTE-Modem noch einen Kofferraum – mittlerweile gibt es bereits USB-Sticks.

    LTE Modem anno 2009

    Der Datenturbo LTE wird aber noch eine weitere Auswirkung haben. In aktuellen 3G-Netzen ist es für Mobilfunker kaum möglich, einzelne Nutzer oder Nutzergruppen gegenüber anderen zu priorisieren. In LTE werden dagegen zahlende Markenkunden (A1 oder Orange) gegenüber den Kunden der Diskonttöchter (Yesss oder Bob) bevorzugt werden.

    2011 wird auch die Digitale Dividende vergeben. Um das durch die Digitalisierung vom Antennenfernsehen frei gewordene Funkspektrum streiten sich Mobilfunker und Rundfunkanbieter.

    Für die Handynetzbetreiber würde dies bedeuten, dass sie auch ländliche Gebiete mit relativ geringen Mitteln (hohe Reichweite, wenige Masten) mit Breitband-Internet versorgen können. Die Konkurrenz möchte den ORF und andere Programme hochauflösend und unverschlüsselt über die Luft transportieren.
    Android-Maskottchen (CC) Robert Occhialini

    2. Android: Gut gelaunte Roboter

    Im kommenden Jahr macht Googles mobiles Betriebssystem Android einen weiteren Sprung nach vorne. Doch bevor Android tatsächlich zum Smartphone für die Massen wird, muss sich Google ernsthaft ins Zeug werfen.

    Die I/O-Entwicklerkonferenz vom 10. und 11. Mai in San Francisco wird spannend, weil dort gleich mehrere offene Baustellen an Android angegangen werden müssen:

    • User Interface:
      Mit der Version 3.0 sollte ein deutlicher Sprung nach vorne gemacht werden. Es fehlt derzeit noch an Eleganz und Vorgaben für Entwickler hinsichtlich des User-Interface-Designs.
    • Updates:
      Die größten Sprünge nach vorne nützen nichts, wenn sie nicht auch bei den Nutzern ankommen. Google täte gut daran, die Update-Problematik zu lösen. Es kann nicht sein, dass heute immer noch Handsets mit Android 1.5 verkauft werden.

    Ein weiterer Grund für ein rosiges 2011er-Android-Jahr ist das Tempo der Entwicklung. Was alleine im letzten Jahr weiterging, ist beeindruckend. Auch wenn man sich das starke Bekenntnis einzelner OEMs für die Plattform anschaut, stimmt das optimistisch. Es ist wirklich erstaunlich, wie gut Android auf Tablets wie dem Samsung Galaxy S funktioniert, obwohl es selbst nie dafür gemacht wurde.

    Im Weihnachtsgeschäft 2011 sollte zumindest auf jedem zweiten subventionierten Null-Euro-Handy Googles Betriebssystem laufen.

    1. Netzkriege, Wikileaks und die Zensur

    Assange Poster (CC) Raymond Salvatore HarmonWikileaks ist hier und bleibt es auch. Dazu trägt auch Julian Assanges „Versicherungsdatei“ bei, die verschlüsselt heute wohl auf mittlerweile zehntausenden Festplatten schläft. Noch sind erst 1897 von 251.287 US-Botschaftsdepeschen veröffentlicht und für Anfang 2011 hat Assange schon die nächsten Enthüllungen angekündigt.

    Das Interesse an den Depeschen wird dann zugunsten des nächsten Skandals schwinden, obwohl sicher noch unglaublich viel brisantes Material in Cablegate steckt. 2011 wird daher zum Jahr der Politik-Blogger, weil einige ganz große Stories von ihnen entdeckt werden.

    Beim nächsten Mal will Wikileaks nicht Staaten, sondern mit geheimen Dokumenten einer großen US-Bank die Finanzwirtschaft erschüttern. Und auch hier werden alle Versuche scheitern, eine Veröffentlichung zu stoppen oder im Voraus zu verhindern.

    Der „Cyberkrieg“, den wir Anfang Dezember gesehen haben, war erst der Anfang. Weitere Angriffe von „Anonymous“ werden schon deshalb folgen, weil die selbsternannten Aktivisten nun Lunte gerochen haben. Gutes im Sinne der Meinungsfreiheit wird das aber nicht mit sich bringen. Eher das Gegenteil wird der Fall sein. Netzsperren, Zensurmaßnahmen und restriktivere Regeln werden in den nächsten Jahren folgen. Gefordert und durchgepeitscht von Politikern, die sehr wenig bis gar nichts vom Internet verstehen.

    Treffen werden diese Regeln und Sperren allerdings nicht jene, gegen die sie gerichtet sind: Kinderpornografen oder (Cyber)-Terroristen. Die sowie Geeks und Nerds kennen immer Mittel und Wege drum herum. Getroffen werden ganz normale Bürgerinnen und Bürger.

    Mehr darüber in einem lesenswerten Artikel von Erich Moechel „2011: Jahr der Internetsperren“

    Der größte Verdienst von Wikileaks ist es, dass zumindest zaghaft eine Diskussion in Gang kommt, welche Rolle Geheimnisse im Staatswesen haben sollen. An der Geheimniskrämerei wird sich aber erst durch Druck der Bevölkerung etwas ändern. Zu groß ist der Trieb zum Machterhalt der Politik und zu gering die Bereitschaft mit mehr Kontrolle auch Macht abzugeben.

    Aber: 2011 werden OpenData und OpenGovernment zum breiten Thema. Tageszeitungen, Magazine und Bücher (eines ganz sicher :-)) werden über die neue Art zu regieren berichten.

    Und auch eine Reihe neuer und unkontrollierbarer P2P-Technologien werden entstehen. Neben dem P2P-DNS könnte auch ein P2P-Publishing-Mechanismus (mehr dazu in einem späteren Blogpost) entstehen bzw. zumindest andiskutiert werden.

    Was auch 2011 nicht kommen wird

    • CloudComputing wird weiter das Mega-Buzzword der IT-Consultants sein. Aber weder sie selbst noch ihre Kunden werden den Schlagworten massenweise in die Wolke folgen.
    • Es werden noch lange über 2011 hinaus mehr Papierbücher als E-Books verkauft.
    • Google Wave wird auch als OpenSource-Projekt kein Burner.
    • Genug gibt es nicht. Wir werden weiter nach immer mehr Rechenpower verlangen.
    • Twitter wird auch 2011 in Österreich kein Mainstream-Medium. Dazu fehlen Stars und Promis.
    • ChromeOS wird kein großer Erfolg und reine Netz-Betriebssysteme befremden die Masse noch eher.
    • Kamerahersteller werden auch 2011 noch viel Geld für eigentlich billige Extras wie Wlan oder GPS verlangen.
    • Selbstfahrende Autos werden leider auch für lange Zeit kein Thema sein. Auch wenn es möglich ist … die meisten Leute haben einfach zu viel irrationale Angst vor autonomen Maschinen.
    • Georg wird auch weiterhin ewig für die Beantwortung von E-Mails brauchen.

    Auf- und Absteiger

    Karrikatur Mark Zuckerberg (CC) DonkeyHoteyAufsteiger: Facebook

    Facebook wird zwar 2011 noch keine Milliarde Nutzer haben. Mark Zuckerberg könnte aber in Versuchung geraten, Kasse zu machen. Ein Börsegang des Sozialen Netzwerks wäre trotz der strengen Gesetzgebung in den USA (der Sarbanes Oxley Act kam nach dem Kollaps von Enron) eine logische Konsequenz des Erfolgs. Wann soll Facebook diesen Schritt sonst machen? Wenn das Wachstum abflacht?

    Die Spekulanten sind schon längst bei der Stelle. Sie wetten bereits seit geraumer Zeit mit Finanz-Derivaten auf einen Börsegang. Und deren Wert steigt und steigt. Von März bis November hat sich laut Bloomberg der Wert von Facebook auf nunmehr 40,7 Milliarden Dollar (31 Milliarden Euro) verdreifacht. In der Forbes Liste 2010 würde dies eine Position rund um Rang 70 der wertvollsten Unternehmen der Welt bedeuten. Nicht schlecht für ein Unternehmen, das wenig beachtete Werbung neben Sprüche und Bilder seiner Nutzer setzt.

    Und weil bei dieser Zockerei im real nicht existierenden Casino auch einige der größten Hedgefonds mitspielen, könnte es auch so Druck auf Zuckerberg geben, sich von Anteilen zu trennen.

    Unwahrscheinlich ist dagegen eine Übernahme. Da spielen zu viele Risikofaktoren (wie lange ist Facebook noch so dominant?) hinein.

    Weiterer Aufsteiger: Linux. Das freie Betriebssystem wird mit all seinen Möglichkeiten in noch mehr Geräte eingebaut werden. Ob vom Auto über den Fernseher oder Sat-Receiver bis hin zum Drucker – OpenSource gewinnt im nächsten Jahr an Bedeutung und kommt als Thema in der breiten Masse an.

    Absteiger: Nokia

    Mir tut mein europäisches Herz weh, aber: Die Finnen werden auch 2011 nicht vom Fleck kommen.

    Die immer größer werdende Konkurrenz bei Smartphones in Europa und den USA wird selbst durch womöglich steigende Verkaufszahlen von Feature-Phones kaum auszugleichen sein. Die Finnen-Flaggschiffe wie das N8 haben zwar eine tolle Hardware, kranken jedoch allesamt an der Usability von Symbian. Auch die neueste Iteration des Nokia-Betriebssystems ist (subjektiv) völlig unbenutzbar.

    Die Frage ist, ob den Finnen noch ein kompletter Neustart mit MeeGo zuzutrauen ist. Smartphones sind heute kein Geschäft mehr aus Hard-ware alleine. Es braucht ein komplettes Ecosystem von Handsets, Entwicklertools, Apps und noch viel mehr einer breiten Unterstützung am Zubehör-Markt. Apple hat eindrucksvoll vorgezeigt, wohin es geht und Nokia ignorierte diesen Trend (aus Arroganz?) bis vor kurzem komplett.

    Noch viel schwerer als die Einbrüche in unseren Breiten wird für Nokia wiegen, dass gerade in Schwellenländern die Konkurrenz durch billige und leistungsfähige Android-Geräte mörderisch wird. Ein Preiskampf mit enormen Verlusten droht.

    Nokia N8-Launch in Indien, (CC) Jeff Clinton

    Weiterer Absteiger: Yahoo, das weiter scheinbar kopflos agiert und nicht so recht weiß, was es soll. 2011 könnte CEO Carol Bartz Dienste wie Delicious oder gar Flickr einstellen oder verkaufen.

    Hier meine Blicke in die Glaskugeln für 2009, 2008, 2007 und 2006.

    Eure Meinung? Was habe ich vergessen? Was wurde übertrieben?

    Android: Jetzt geht's los!

    android-marketEiner meiner Kritikpunkte am T-Mobile G1 (neben Hard- und Software im Betastadium) war das Fehlen von Bezahlprogrammen. Das ist nun bald vorbei. Am Freitag kündigte Chric Chu am Android Developer Blog an, dass es ab kommendem Mittwoch erste Bezahlprogramme im Android Market geben wird.

    Vorerst können nur Entwickler aus den USA und UK ihre Apps einreichen. Entwickler aus Österreich, Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Spanien werden Ende März in den Store gelassen. Die Apps sollten in den nächsten Wochen aber weltweit abrufbar sein.

    Hier die groben Fakten:

    • Bezahlt wird logischerweise mit Google Checkout.
    • Die Preise können in den USA zwischen 99 Cent und 200 Dollar betragen. Für Großbritannien 50 Pence bis 100 Pfund. Die Preise können in dieser Bandbreite beliebig verändert werden. Einmal raufgeladene Gratis-Programme dürfen nicht kostenpflichtig gemacht werden. In so einem Fall muss der Entwickler eine neue Anwendung einreichen.
    • Rücktrittsrecht: Käufer können binnen 24 Stunden vom Kauf zurück treten. Erst nach Ablauf dieser Frist wird die Kreditkarte belastet. Irgendwie toll — das sollte ausreichen, um ein Programm ausgiebig zu testen.
    • Umsatzaufteilung: Die Entwickler bekommen laut Cnet 70 Prozent des Umsatzes. Auch Apple hat diesen Share, wer Programme für den Blackberry entwickelt, bekommt 80 Prozent.

    Gratis ist zwar gut, aber kostenlose Programme sind nicht immer als solche, für die man bezahlen muss. So würde es nie etwas geben, wofür Sublizenzen fällig wären: etwa GPS-Navigations-Software (an TeleAtlas, Navteq & Co.) oder eine dringend nötige Exchange-Anbindung (an Microsoft).

    Android könnte, wie bereits erwähnt, eine große Zukunft vor sich haben. Die Einführung von Bezahlprogrammen ist ein Schritt dort hin.

    mwc

    Und schon kommende Woche darf man beim Mobile World Congress in Barcelona die eine oder andere Hardware-Premiere erwarten. Ich bin dort und halt euch am Laufenden! Hasta luego!

    T-Mobile G1 ab 30. Jänner in Österreich

    Wie erzeugt man Buzz in der Blogosphäre? Man lasst bekannte Blogger bloggen. Klingt, einfach, ist es aber nicht. In den letzten Monaten bekam ich immer wieder Post von Agenturen, die irgendetwas auf meinen Blog bringen wollen. Ambuzzador hat’s geschafft, dass ich einmal bei so etwas mitmache.

    Gemeinsam mit anderen Austro-Bloggern (Helge, Luca, Martin, Max, Michael, Peter, Ritchie und Robert) darf ich das T-Mobile G1 (das erste Handy mit Googles Android-Betriebssystem) exklusiv vorab testen. Am Freitag ist es bei mir angekommen. Übers Unboxing bin ich leider noch nicht hinaus gekommen. Ein paar Stunden damit spielen und zweimal aufladen – das war alles, was ich bislang schaffte. Aber es schadet ja auch nicht, denn so gibt es bald noch News und Testberichte dazu.

    Wer die Textberichte der anderen Blogger lesen will, schaut einfach bei www.mobileblogger.at vorbei und abonniert dort am besten gleich den Feed.

    Und eben gab es per Mail auch noch “Breaking News” sozusagen. Jetzt steht der Launch-Termin fest: Das T-Mobile G1 kommt am 30. Jänner nach Österreich und wohl auch Deutschland. Leider exklusiv bei T-Mobile. Leider deshalb, weil ich solche Bindungen an einzelne Anbieter gar nicht mag. Wer davor dennoch nicht zurück scheuen will: Der Shop nimmt bereits Vorbestellungen entgegen.

    Hier meine ersten (noch sehr subjektiven) Eindrücke:

    • Es scheint einen recht flinken Prozessor zu haben, Wartezeiten gibt es kaum.
    • Der Touchscreen besteht aus Plastik, das Glas-Display am iPhone ist präziser.
    • Das Scharnier zum Aufklappen der Tastatur scheint robust zu sein. Die Beleuchtung der Tastatur aber ein Witz. Sie behindert eher als dass sie helfen würde.
    • Das G1 hat zwar einen Bewegungssensor, macht davon aber viel zu wenig Gebrauch. Drehen wie beim iPhone führt zu nichts.
    • Die Auswahl an Apps ist zwar recht groß, viele davon sind auf den US-Markt zentriert (Barcodes mit EAN funktionieren schlicht nicht). Angeblich sehr einfach zu programmieren, aber dazu ein andermal mehr.
    • Multitasking: Jetzt weiß ich, warum das iPhone das nicht kann. Es scheint, als würden manche Anwendungen den Akku leer Saugen. Auch die ständigen Benachrichtigungen von Apps (speziell bei Twitter), die im Hintergrund laufen, stören mich etwas.
    • Der Homescreen ist witzig: wechselt man das Panel (wischen nach rechts oder links), geht das Bild im Hintergrund mit.
    • Setup ist easy: Pin-Code eingeben, mit dem Google-Account anmelden und schon ist alles da – Kontakte von Gmail, Kalender, Mails etc.
    • Kein Exchange: Warum ich mit Doppel-Sim und zwei Handys herum laufe? Weil ich ohne Exchange nicht kann 🙁
      Alle Apps im Android Market sind derzeit noch frei. Das heißt es gibt definitiv keine Anwendungen geben, für die Lizenzgebühren fällig werden. Wer Exchange will, hat Pecht …

    So, ob das nur subjektive Eindrücke auf den ersten Blick waren oder ob sie sich bestätigen, lest ihr in den nächsten Wochen.