Das neue Copyright

Frage:
Gibt es einen Pool von Millionen von Fotos, Tausenden Videos, unzähligen Texten und Songs, auf die wir alle kostenlos und legal zugreifen können?

Antwort:
Ja, so etwas gibt es – natürlich im Web.

Die Rede ist von Creative Commons. Seit der letzten großen Novelle des Urheberrechts in den 1970er Jahren ist jedes Werk automatisch mit seiner Schaffung geschützt. Dazu muss man nicht einmal das Copyright © dazu schreiben.

Es schreibt fest, dass man – und das ist gutes Recht – die geistigen Werken anderer nicht einfach ohne nachzufragen nutzen darf. Will man also ein Foto von irgendwem auf der Website nutzen, braucht man dessen explizite Erlaubnis dazu.

Doch seit einiger Zeit gibt es ein, das Copyright ergänzendes, Lizenzmodell: Creative Commons (CC). Anstatt den Nutzern alle Rechte vorzuenthalten, kann der Lizenzgeber selbst entscheiden welche Einschränkungen er will und welche Nutzungsmöglichkeiten er gewähren will.

Das Motto lautet nicht mehr „All Rights Reserved“, sondern „Some Rights Reserved“. Welche Rechte der Allgemeinheit eingeräumt werden, macht der Autor durch kleine Icons auf einen Blick klar (siehe Icons unten).

Ob eine Website (wie diese hier) unter CreativeCommons lizenziert ist, wird durch das CC-Logo signalisiert. Mit einem Klick auf das CC-Logo (siehe unten) gelangt man zum sitespezifischen Lizenzmodell, der über die rechtlichen Einschränkungen Auskunft gibt.

CC kennt mehrere standardisierte Einschränkungen bei der Benutzung von Content:

 Nennung des Autors
 Keine kommerzielle Nutzung
 Weitergabe unter gleichen Bedingungen (Share alike)
 Bearbeitung des Werks verboten

Diese Einschränkungen respektive Nutzungsmöglichkeiten lassen sich – wie in einem Baukasten – beliebig kombinieren. Eine genaue Beschreibung der Lizenzmodelle gibt es auf der Website von Creative Commons: www.creativecommons.org

In Österreich ist CC erst ganz am Anfang. Erst einige wenige Autoren haben ihre Werke unter CC lizenziert. Anderswo sieht es schon weit besser aus:

Ein Beispiel:
Flickr.com ist ein Webdienst, der es seinen Nutzern ermöglicht, ihre Fotos in voller Auflösung ins Web zu stellen und mit Freunden zu teilen. Dass Content auch für Internet-Firmen immer wichtiger wird, zeigt dass Flickr.com mittlerweile von Yahoo! gekauft wurde. Viele der Fotos auf dieser Website sind unter CC lizenziert. Hier ein paar Beispiele, wie viel Content hier (www.Flickr.com/creativecommons) zur Verfügung steht:

 Nur Namensnennung: 869.989 Fotos
  Namensnennung, jedoch keine Veränderung gestattet: 250.487
   Namensnennung, keine Veränderung gestattet, nicht kommerzieller Gebrauch: 2.588.115
    Alle andere Kombinationen dieser Lizenzmodelle bringen es zusammen auf fast vier Millionen
Fotos

Im Oktober 2005 habe ich mir diese Zahlen schon einmal herausgesucht. Sie haben sich also seit damals fast verdoppelt!

Die Qualität der Fotos reicht von grottenschlecht bis hervorragend. Flickr.com ist aber nur ein Beispiel, nur ein Dienst, der sich nur mit einem Medium (der Fotografie) auseinandersetzt.

Es gibt aber noch mehr als nur Fotos in der Welt von Creative Commons – etwa Bücher: In Deutschland sind einige Bücher bereits unter CC erschienen. Vor allem im dPunkt-Verlag. Es stellte sich heraus, dass einige der dpunkt-Bücher, die auch als PDF zum Herunterladen angeboten wurden, im Buchhandel als „Hardcopy“ sehr viel stärker nachgefragt wurden, als dies erwartet war. Also lässt sich CC auch als Marketing-Tool nutzen.

Und dann wäre da noch Musik, Videos und noch viel mehr. Links zu diesem Content gibt’s unter www.creativecommons.org

PS: Ins Leben gerufen wurde CreativeCommons von einem alten Bekannten: Lawrence Lessig von der Stanford Law School.

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