Der beste Piratenschutz

DRM, das digitale Restriktionsmanagement für Medien, dient mit Sicherheit nicht dazu, Piraten vom Kopieren abzuhalten. Eher sperrt es Konsumenten in einem Ecosystem ein. Wer Songs von iTunes gekauft hat, bleibt bei Apple eingesperrt, weil seine Musik nicht mit in einen anderen Player wandern kann. Gleich verhält es sich bei Sony, Microsoft & Konsorten.

Stets wird darauf verwiesen, damit der ungezügelten Piraterie entgegen treten zu wollen. Wenn das denn wäre, warum macht man das nicht so?

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Ich hab mir vor einiger Zeit Gedanken gemacht, wie denn eine Neudefinition von DRM aussehen könnte. Da hab ich viel zu kompliziert gedacht!

Jedes File (in diesem Falle der Film In Search for the Silicon Valley) wird für den einzelnen Kunden aufbereitet, dessen Name eingeblendet wird. Weil ich mit Kreditkarte bezahlt habe, ist der Film bis zu mir rückverfolgbar. Das müsste reichen. Wenn ich weiß, dass ich etwas riskiere, wenn ich Content frei und illegal in Tauschbörsen platziere, werde ich das nicht tun.

Das passiert übrigens auch bei iTunes. In jeden gekauften Song wird die E-Mail-Adresse des Kunden so zusagen gestanzt. Apple-Boss Steve Jobs meinte unlängst, er würde DRM ja gar nicht mögen. Etwas Scheinheiligeres habe ich weder gehört noch gelesen! Gut, „St. Stefan“ das wirklich so meint: Wo bleibt dann Disney-Content, der einschränkungsfrei verfügbar wäre? Ist nicht Jobs der größte Anteilseigner?

DRM auf ungeschützte Titel!
Und es wird noch perfider: 90 Prozent der verkauften Musik wird ohne DRM verkauf – in Form von CDs. Musik von CDs bekommt dennoch einen Kopierschutz verpasst – in Geräten der Unterhaltungselektronik. Ein Beispiel von vielen ist das das Philips WACS 7000. Es ist übrigens auch ein typisches Merkmal des iPod, dass ich Musik rein- aber nur mit der Apple-eigenen Software wieder raus bringe.

Hier kann man Musik-CDs automatisch rippen lassen. Hat das System Zugang zum Web sieht es in einer CD-Datenbank wie Gracenote nach und beschlagwortet die Titel auch gleich. Schön und gut, der Haken liegt im Export.

Man stelle sich vor, jemand macht sich die Arbeit und digitalisiert mit Hilfe einer solchen oder ähnlichen Stereoanlage seine ganze Plattensammlung. Dieser jenige sollte wissen, dass der Export nicht klappt. Ich kann die Musik nicht als MP3 aus der Anlage heraus holen. Ich darf nicht einmal ein Backup für den Falle eines Plattencrashes erstellen. Gar nichts, nada!

This has got to stop! Schikaniert werden nicht etwa die Piraten, sondern redliche Kunden. Gibt es irgendein vernünftiges Argument für DRM? Nein.

Bald alles DRM-frei?
Bleibt zu hoffen, dass das nur ein zeitweiliges Phänomen war. Erste Online-Shops kommen ja bereits
mit DRM-freier Musik. EMI, der drittgrößte Plattenriese, will seine Musik online als kopierschutzfreien MP3s anbieten. Bis Ende 2007 soll es soweit sein. Dieses Wochenende bietet Freenet 400.000 Songs ohne DRM an. Und schlußendlich experimentiert auch Yahoo seit einiger Zeit mit dem Vertrieb von uneingeschränkt nutzbarer MP3-Musik.

Der Erfolg wäre vorprogrammiert, ist doch das Angebot der etablierten Konkurrenz inferior. Bis dahin ein Tipp: DRM-Musik brennen und dann wieder in eine MP3 rippen – der Kopierschutz ist weg. Wie legal das ist, ist natürlich mit der Gesetzgebung des jeweiligen Landes abklären …