Darf ich vorstellen: Mr. Powerpoint

Vieles, das ich in der Kleinen Zeitung schreibe, findet seinen Weg nie in meinen Blog. Der Grund dafür: Man schreibt einfach anders. Die folgende Geschichte will ich – zumindest meinen österreichischen Lesern nicht vorenthalten.

Vor drei Jahren war ich am Microsoft-Campus von Redmond. Da hörte ich von einem Österreicher, Hannes Rüscher, der in Mountain View Chef der Powerpoint-Entwicklung war. Nun war ich ja zwei Wochen im Valley und konnte ihn endlich treffen. Hier meine Geschichte zum „Steirer des Tages“ am letzten Sonntag.

Mr. Powerpoint liebt das Programmieren

Hannes Rüscher (46) lebt seit 15 Jahren im Silicon Valley und ist dort Chef der Entwicklung von Microsoft Powerpoint.

„Früher hatte ich oft Probleme, zu erklären, was ich eigentlich mache“, meint Hannes Rüscher und lächelt. Seit 15 Jahren ist das einfach: Er leitet das Entwicklerteam für Microsoft Powerpoint – eine Software, mit der jeder schon einmal Kontakt hatte. Vor 1992 programmierte er bei ABB in der Schweiz „Verteilte Kontrollsysteme“. Was immer damit gemeint war – sein aktueller Job dürfte jedem Computernutzer ein Begriff sein.

28 Mitarbeiter entwickeln in Mountain View im Silicon Valley am Präsentationsprogramm, das Teil von Microsoft Office ist. Das Bürosoftware-Paket ist gemeinsam mit Windows für den Löwenanteil des Microsoft-Umsatzes verantwortlich.

Entwicklungschef zu sein bedeutet für ihn viel Koordinationsarbeit. Schließlich müssen nicht nur seine Mitarbeiter an einem Strang ziehen – Powerpoint muss auch noch mit Windows und anderen Office-Programmen gut zusammenarbeiten. Das bedeutet auch viele Flüge ins entfernte Redmond, zweimal im Monat pendelt der 46-Jährige in die Microsoft-Zentrale. Mit Bill Gates selbst hat er trotz seiner gewichtigen Funktion nicht ständig zu tun. „So alle zwei Jahre treffe ich ihn einmal“, meint der gebürtige Steirer bescheiden. Letztes Wochenende traf er „eher zufällig“ Gates‘ Nachfolger, Ray Ozzie.

Sein größtes Problem: „Ob der vielen Sitzungen finde ich kaum mehr Zeit zum Programmieren“, meint Rüscher, der eigentlich viel mehr Zeit damit verbringen möchte. Eine der vielen Funktionen, bei denen er selbst Hand angelegt hat, ist etwa die Voransicht der Bildschirmfolien am linken Bildschirmrand.

Die nächste Version

Der Silicon-Valley-Campus von Microsoft befindet sich in Mountain View – dort, wo mit Google der größte Konkurrent seinen Stammsitz hat. Am 17. August steigt dort eine Riesen-Party: Vor genau 20 Jahren hat der Softwareriese das Programm mitsamt der Entwicklerfirma gekauft. Obwohl gerade erst die aktuelle Version 2007 erschienen ist, wird derzeit schon eifrig an der 14. Auflage (die 13 wird einfach ausgelassen) gearbeitet. „Derzeit ist dabei die spannendste Phase, wo wir alle neuen Funktionen einbauen“, meint der Chefentwickler. Ist das einmal passiert, gehe es nur noch darum, die Fehler zu finden.

Was denn die wichtigsten Funktionen sein werden, lässt er sich nicht entlocken. Ein paar Andeutungen gibt es dennoch: So könnte es neue Grafik-Effekte oder verbesserte Online-Funktionen geben. „Der Zuseher einer Bildschirmpräsentation muss auch im Nachhinein – etwa über das Internet – in der Lage sein, den Inhalt ohne den Vortragenden zu verstehen“, meint Rüscher. Wie das genau gehen soll, verrät er freilich nicht.

Seine Arbeit macht Rüscher sichtlich Spaß, mit Leidenschaft spricht er über „sein“ Powerpoint. Sichtlich fällt es ihm schwer, nicht zu viel zu verraten. „Ich verstehe Leute nicht, die über ihre Arbeit jammern. Egal was man macht, man muss mit Freude und Leidenschaft dabei sein. Sonst wird das nichts“, meint Entwickler.

Einmal im Jahr ist Rüscher in Österreich. Dann steht meist ein Familientreffen in der Pension seines Bruders im Kärntner Maltatal auf dem Programm. Aber auch sonst hat der Steirer Kontakt zur Heimat. Sein Vater hält ihn auf dem Laufenden, was sich hierzulande tut. Selbst ist er froh, dass die Politik in seinem beruflichen Leben keine Rolle spielt. Und noch ein Unterschied zu Österreich freut ihn: „Ich musste in meinem ganzen beruflichen Leben kein einziges Mal eine Krawatte tragen“, sagt er und lacht.

Was geht ihm von der Heimat ab? „Eigentlich nicht viel. Nur dass man bei einem Freund einfach anklopfen kann und mit ihm einfach so auf einen Kaffee gehen kann. Hier ist alles formeller, man muss sich vorher anmelden.“

Sein „wichtigstes Hobby“ ist die Familie: Rüscher ist verheiratet und hat drei Kinder im Alter von 16, 21 und 22 Jahren. Außerdem liebt er es, gut zu kochen. Im Winter geht es regelmäßig zum Schifahren an den Lake Tahoe im Squaw Valley.

6 Kommentare
  1. Markus
    Markus sagte:

    Folgendes Zitat ist einfach großartig und entspricht auch meiner Lebensphilosophie:

    „Ich verstehe Leute nicht, die über ihre Arbeit jammern. Egal was man macht, man muss mit Freude und Leidenschaft dabei sein. Sonst wird das nichts!“

  2. Georg Holzer
    Georg Holzer sagte:

    Finde ich auch. Ohne Leidenschaft und Freude bei der Arbeit geht das nicht. Gut, es gibt auch Momente, wo ich nicht mag. Aber die sind selten.

  3. stefan2904
    stefan2904 sagte:

    Was meint ihr wieviele dieser Momente ich bei meinem morgen beginnenden Praktikum haben werde?

    PS: Es hat was mit Stadtgemeinde zu tun…

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