Video im Tourismus

Im Vorjahr brachte die Österreich Werbung eine Broschüre heraus, um heimischen Touristikern das Web 2.0 näher zu bringen. Die erste Auflage ist zwar bereits vergriffen, das PDF steht aber nach wie vor online zum Download bereit.

tour20

Mitte Juni soll die zweite Auflage („Reloaded“) erscheinen, für die ich – neben einigen anderen – einen Text schreiben durfte. Bei mir dreht sich’s um Video und ich hoffe, dass der eine oder andere Touristiker auf den bereits rasenden Zug aufspringt. Hier die noch unbearbeitete Rohfassung:

Bilder müssen laufen lernen

Sucht man nach heimischen Tourismus-Videos kommt man schnell zur Erkenntnis, dass sich noch nicht allzu viel tut. Es macht den Anschein, als lägen die meisten Filme auf Bändern oder Festplatten von Touristikern wie Urlaubsgästen. Und wenn sie doch in Websites auftauchen, dann leider allzu oft in „eingesperrter“ Form: Schwer auffindbar und ohne Möglichkeit, sie weiter zu verbreiten.

Es ist gänzlich unverständlich, dass das enorme Potenzial emotionsgeladener Bewegtbilder im Tourismus nur von ganz wenigen erkannt wird. Anstatt oft teuer produzierten Perlen verkommen zu lassen, gehören sie geteilt – mit der ganzen Welt. Mit der richtigen Herangehensweise erreicht man so weit mehr potenzielle Gäste, als es durch sündteure TV-Spots je möglich wäre. 10 Grundregeln für volle Betten durch Online-Videos:

1. Originalität zählt:
Sanfte Hügel, saftige Wiesen, kolossale Gebirge oder tiefblaue Seen alleine sind kaum originell und im globalen Wettbewerb der Destinationen zu wenig. Freilich: Zum Videomix einer Urlaubsregion gehört zwar auch großartige Landschaften, aber alleine darauf kann man sich nicht verlassen. Schräge Zugänge und originelle Ideen sind gefragt, Mut wird belohnt. Und sollte das fertig produzierte Video ohnehin nicht im Fernsehen ausgestrahlt werden, kann es durchaus ein wenig schlüpfrig sein.

2. High Definition:
Gerätschaften, mit denen sich hochauflösende Filme drehen lassen, kosten nur noch den berühmten „Schlapf“. Ab 500 Euro ist man bei HD-Camcordern dabei, digitale Spiegelreflex-Kameras ab 800 Euro bieten den Luxus wechselbarer Objektive und liefern beeindruckende Filme. Zudem erlauben fast alle Videohoster nun auch das Veröffentlichen in HD-Qualität und Dank immer schnellerer Internet-Verbindungen ist auch der Nutzer dafür bereit.

3. Produktion:
Die Aufnahme selbst ist weniger kritisch als die Produktion danach. Wackelige Mountainbike-Szenen werden eher verziehen als langweilige Schnitte.

4. Die richtige Länge:
Ein guter Schnitt beschränkt auch die Dauer des Films. In Zeiten immer kürzerer Aufmerksamkeits-Spannen verharrt heute kaum wer länger als drei Minuten vor einem Webvideo.

5. Video auf der eigenen Website:
Jedes halbwegs gute Video gehört auf die Website eines Hotels oder der Tourismus-Region – jedes, ohne Ausnahme! Am besten in voller Größe und leicht auffindbar.

6. Material der Gäste:
Zu den eigenen Filmen darf man jene nicht unterschätzten, die von Urlaubern selbst gedreht wurden. Sie sind nicht nur authentischer als sandgestrahlte Werbefilme, sondern kosten zudem keinen Cent. Ein Streifzug durch YouTube & Co. und das Einbinden passender Fundstücke in die Website freut auch die Gäste, deren Videos so weiter verbreitet werden.

7. Veröffentlichung:
Es ist unverständlich, dass viele ihre Webvideos immer noch selbst hosten. Inhalte sollte man dort verbreiten, wo sich ihre potenziellen Konsumenten aufhalten. Am besten stellt man die Videos daher auf möglichst viele Plattformen: YouTube, Vimeo, MyVideo und Sevenload sind dabei Fixstarter.

8. Auffindbar machen:
Mit dem Veröffentlichen alleine ist es aber nicht getan. Anders als Text sind Videos nicht automatisch auffindbar, was eine möglichst umfangreiche Beschriftung nötig macht. Fast alle Videosites bieten zudem die Möglichkeit einer Verortung an. Dadurch ist es möglich, dass die Videos auch auf Landkarten wie Google Earth auftauchen können.

9. Teilen:
Gibt es ein Video nur an einem einzigen Ort, sind die Chancen gering, dass es gesehen wird. Bits wollen nicht eingesperrt werden, sie lieben die Freiheit und die sollte man ihnen geben. Jedem Gast sollte eine möglichst einfache Möglichkeit geboten werden, die Videos auf seinem Facebook-Profil oder am Blog zu verbreiten. Das wird gerne angenommen, weil ja jeder seinen Freunden zeigen will, wie cool der Urlaub war.

10. Der Weg zurück:
Weil Videos so überall auftauchen können, muss es einen Hinweis auf den Ursprung geben. Es empfiehlt sich daher, nach dem Abspann eine Webadresse für weitere Informationen einzublenden.

5 Kommentare
  1. Ed
    Ed sagte:

    Gute Tipps. Der Beitrag ist vollkommen richtig, Video ist auf Tourismusseiten ja noch kaum vorhanden.
    Aber mit selstgebastelten „Homevideos“ ist das so eine Sache: die schrecken oft eher ab, als das sie einladend wirken.

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