Internet-Provider anno 2025

Einige Freunde von mir sind beim Kärntner Internet-Provider Net4You tätig. Heuer wird der älteste – in Kärnten noch existierende – ISP des Landes 15 Jahre alt. Also hat man mich gebeten, einen Blick 15 Jahre in die Zukunft zu werfen. Wie könnte das Geschäft eines Internet-Providers im Jahre 2025 aussehen?

(c) iStockPhoto.com/Caracterdesign

Das Geschäft mit dem Internet anno 2025

In Zukunft ist das Netz gratis und überall vorhanden. Doch Internet-Provider haben weiter eine Daseinsberechtigung und Kärnten ist ohnehin ein Sonderfall.

2025 hat jeder Bürger Zugang zum Netz – wo immer er lebt oder sich im Inland aufhält. Allerdings heißt es nicht mehr das Internet und es ist nicht mehr das Internet, das wir 2010 kannten. Dafür ist es kostenlos. In der uns umgebenden Wolke gibt es ausgewählte Dienste.

Gratis, aber arg beschränkt

Getrieben vom Populismus, treten in den Jahren von 2014 bis 2020 praktisch alle Politiker mit dem Wahlversprechen des kostenlosen Internets an. Geboten wird dem Bürger eine Wolke in passabler Qualität mit ausgewählten Web-Diensten. Kostenlos ist da etwa der Nachfolger von Facebook dabei, auch die Websites von Parteien und öffentlicher Stellen sind kostenlos zugänglich. Dazu gibt es noch ein paar ausgewählte Nachrichten-Websites und Webmail. Nicht vergessen sollte man den HD-Fernsehkanal des Landeshauptmannes und das 3D-Streaming des Fußball- und Heimatkanals.

Vielen reicht das aus und so wurden die Politiker wieder gewählt. Bürgerrechtler verboten ihnen allerdings, den Begriff „Internet“ zu nutzen. Das „Netz der eingeschränkten Möglichkeiten“ firmiert seitdem als „Extra-Net. Das Netz, dass einem extra etwas bringt“.

Auch die Mobilfunker dürfen den Begriff „mobiles Internet“ nicht mehr führen. Seit der Einführung des UMTS-Nachfolgers LTE priorisieren sie eigene Dienste vor jenen der Konkurrenz. Vorher war dies nur sehr schwer möglich. Wer heute Musik kaufen will, kann dies nicht mehr so einfach bei Amazon & Co. machen. Wer die Websuche nutzen will, hat keine Möglichkeit mehr, auf Google zurückzugreifen. Der Weltverband der Mobilfunker wollte anno 2012 vom weltgrößten Internet-Konzern eine Umsatzbeteiligung, letztendlich scheiterten die Verhandlungen aber. Weil manche Internet-Angebote (etwa konkurrierende Telefondienste) gar nicht mehr erlaubt sind, dürfen auch sie ihr Produkt nicht mehr „Internet“ nennen. Das war jedoch kein großes Problem, da man schon jahrelang mit dem Begriff „mobiles Breitband“ geworben hat. Das ist heute werbefinanziert und somit kostenlos.

Reseller ohne Limits

Optional gibt es bei den zwei verbliebenen Mobilfunkern jedoch noch „Google-Pakete“ oder sogar – gegen einen horrenden Aufpreis – ein umfassendes Internet zu kaufen. Die Fusion von 3-Orange mit T-Mobile ließ 2017 der Regulator jedoch nur mit einer Auflage durchgehen: Jeder alternative Internetbetreiber muss – zu konkurrenzfähigen Konditionen – Reseller von mobilem Internet sein können.

Die verbleibenden zehn Internet-Provider Österreichs – darunter auch die Kärntner Net4You – formierten sich kurz darauf zu einer Qualitäts-Allianz. Sie verpflichteten sich, nur reines Internet mit uneingeschränktem Zugang zu allen Diensten anzubieten. Ein Glücksgriff, wie sich herausstellte, denn so konnte man sich gegen die großen Netzbetreiber durchsetzen. Ihr Produkt ist zwar deutlich teurer als das „Extranet“ oder die „ausgewählten Mobilfunkdienste“, dafür aber wurde ihre Nische immer größer und bedeutender.

Globales Angebot

Die Qualitäts-Provider bieten ihre Dienste nicht nur mobil und im Glasfasernetz an. Aufgrund gemeinsamer Verhandlungen können ihre Kunden das komplette Internet weltweit in allen Netzen rund um die Erde nutzen. Dies wurde nicht zuletzt durch einen Beschluss der ständigen UN-Internet-Konferenz möglich.

Aufgrund dieses Angebots sind heimische Internet-Provider weltweit gefragt – ihre abhörsicheren Leitungen haben schon so manchem Regimekritiker in Niederösterreich oder Nordkorea das Leben gerettet.

Koralm-Glasfaser

In Kärnten hat sich in den letzten 15 Jahren eine ganze Menge getan. Das südlichste Bundesland ist immer noch ein Sonderfall – wenngleich dieser Begriff deutlich positiver besetzt ist als noch 2010. Anfang der 2010er Jahre wurde der Bau des Koralmtunnels gestoppt. Viele Studien besagten, dass Datenautobahnen weit besser für die Zukunft eines Landes wären als Schienenstränge. Die Hälfte der noch zu verbauenden Mittel floss daher in eine Generalsanierung des Festnetzes.

Auch die EU und private Unternehmen – darunter einige Internet-Provider – beteiligten sich an dem kolossalen Projekt, ein Glasfaserkabel zu jedem einzelnen Haushalt des Landes zu verlegen. Weil der ehemalige Monopolist am Land weitgehend noch auf Kupfer setzte, schmolz dessen Marktanteil rasant zusammen.

SiliconAlps lebt

In der Folge kam es zu einem unglaublichen Gründerboom bei IT-Unternehmen im Süden Österreichs. Diese profitierten nicht zuletzt von der Öffnung öffentlicher Daten. Kärnten war 2011 das erste Bundesland, in dem Geo- und Umweltdaten völlig frei zugänglich waren. Daraus entwickelte sich eine lebendige Community von Anwendungs-Entwicklern fürs Web und Handys.

Auch wenn das Leitungsgeschäft mit purem Internet gut läuft, würde über die Zeit das Hosting dieser und ähnlicher Anwendungen zur mittlerweile Haupteinnahmequelle der Internet-Provider.

Bildhinweis: (c) iStockPhoto.com/Caracterdesign

1 Kommentar
  1. robot
    robot sagte:

    Bei der Koralm hast Du noch auf die Energiekriese vergessen.

    Wenn bis 2011 eine Komplettöffnung der Geo- und Umweltdaten erfolgen soll, müssen wir Kärntner uns aber noch ranhalten.

    Die Internet-Kriesenjahre fehlen mir auch: 2012-2014, wo die
    Technik den neuen Anforderungen nicht mehr Stand halten kann
    und eine komplett neue Generation von „Internet“,
    ein Ergebnis der „Future Internet“ Forschung
    zum Einsatz kommt. (Mühsam, jetzt muß ich schon wieder umlernen)

    Nichts desto trotz: Ein augenöffnender Artikel, TOP

Kommentare sind deaktiviert.