Ankündigung: (m)ein Buch über OpenGovernment

Sucht man auf Amazon nach OpenData oder OpenGovernment, erhält man keinen einzigen Treffer für ein deutschsprachiges Buch. Erstaunlich ist dies vor allem deshalb, weil das Thema Transparenz & Politik seit Monaten ein Thema ist und die Diskussion in den nächsten Jahren bestimmen wird. Wikileaks lässt grüßen.

Also schreib ich ein Buch über OpenGovernment. Seit einigen Wochen sammle ich Ideen, Links und recherchiere dazu. Die ersten Seiten gibt es bereits und es geht rasant voran.

Eigentlich wollte ich immer auch Bücher schreiben, im letzten Jahr bekam ich dazu auch die Gelegenheit. Meine ersten Büchlein waren ein Riesenerfolg und das Fieber hat mich gepackt. Als Tageszeitungs-Journalist hat man selten Erfolgserlebnisse. Was man gerade schreibt, ist in ein paar Stunden schon alt und wenig wert. Das Erfolgserlebnis, nach langer Arbeit etwas Fertiges in Händen zu halten, hat man selten.

Worum geht es?

Das Thema OpenGovernment interessiert und fasziniert mich seit langem, auf k2020.at führe ich einen Blog zum Thema aus Kärntner Sicht. Seit jeher war es mir ein Rätsel, warum der Bürger transparent sein soll, aber die öffentliche Hand genau das Gegenteil davon sein darf ist.

Was der Staat tut und über uns und die Welt weiß, unterliegt in aller Regel dem Amtsgeheimnis. Wenn etwas öffentlich sein soll, muss man allzu oft darum kämpfen. Eigentlich sollte es umgekehrt sein: Alle Daten (mit Ausnahme aller personenbezogenen Daten) müssten öffentlich sein und es muss argumentiert werden, was geheim bleiben darf.

Politiker handeln häufig immer noch wie zu Zeiten vor dem Informationszeitalter – ganz so, als gäbe es weder Web noch Informationstechnologie. Bürgerbeteiligung gibt es praktisch keine, die Kontrolle der Politik obliegt ihr meist selbst.

Von Umwelt- über Geodaten, von Statistiken über Verkehrsunfälle und Verbrechen bis hin zu Messgrößen im Meldewesen – die öffentliche Hand ist enorm gut dabei, eine Vielzahl von Daten zu erfassen. Dieser unglaubliche Datenschatz muss geöffnet werden, um Werte schaffen zu können. Auf dieser Basis könnten Anwendungen entwickelt werden, die zu neuen Firmen und mehr Arbeitsplätzen führen würden. Bürger wären mit besseren Argumenten gegenüber öffentlichen Behörden ausgestattet und selbst die Politik würde profitieren – etwa durch bessere Entscheidungsgrundlagen für ihre Beschlüsse.

Nicht zuletzt könnte die ständige und umfassende Verfügbarkeit von Daten (immer ausgenommen immer Daten welche die Privatsphäre der Bürger betreffen) auch zu einer höheren Qualität im politischen Diskurs führen. Wenn Zahlen und Fakten präsent sind, würde die Polemik zwangsläufig an Bedeutung verlieren und Argumente nach vorne rücken.

Zielgruppe

Dieses Buch wird kein Politiker-Bashing, es soll vielmehr Bürger aufwecken und ihn zu kritischen Fragen motivieren:

  • Warum darf man nicht wissen, was mit Steuergeld passiert?
  • Weshalb muss ich für Geo-Daten doppelt (für die Erstellung und die Benutzung) bezahlen?
  • Warum darf ich nicht wissen, wie viele Einbrüche in meiner Nähe passieren um so für mehr Streifenfahrten auftreten zu können.
  • Warum entscheiden Politiker so, wenn die Faktenlage doch ganz anders aussieht?

Es gibt eine ganze Reihe von Leuten (ja, auch in Österreich), die sich mit dem Thema beschäftigen. Sie sind jedoch nicht direkt Zielgruppe dieses Buchs. Es richtet sich an Entscheidungsträger in der Politik, Journalisten und interessierten Bürgern ohne tiefergehendes Wissen über IT und das Web.

Daher auch der Arbeitstitel OpenGovernment und nicht OpenData.

Eigenverlag

Ich habe schon einem Exposé für Verlage gebastelt, das dann aber schnell wieder gelassen. Gespräche mit Bekannten und Freunden haben mich darauf gebracht, das Buch selbst zu verlegen.

Leistungen wie Lektorat, Druck oder Logistik kann man ohnehin zukaufen und nur wenige Buchverlage bieten mir mehr Unterstützung im Marketing, als ich selbst machen könnte. Zudem leben wir im Jahr 2011, wo jeder einen Container bei Amazon und anderen Buchlogistikern unterstellen kann. Der Druck wurde ebenso günstiger wie elektronische Lesemedien aufgekommen sind.

Zudem ist mit traditionellen Buchverlagen das eine oder andere neue Modell nicht machbar. So will ich das Buch unter CreativeCommons (Was ist das?) lizenzieren. Eventuell (da bin ich mir noch nicht sicher) wird es auch als kostenloser Download angeboten. Und mir ist lieber, dass dieses Buch 30.000 Mal auf Piratebay landet, als dass es nie gelesen wird.

Reich wird man mit so einem Buch ohnehin nicht.

Crowdfunding

Freilich kostet so etwas auch und um die Druckkosten für die erste Auflage geringer zu halten, überlege ich eine Form des Crowdfundings á la Kickstarter.

Beispiel (mit Hausnummern): Wer 30 Euro spendet, bekommt ein Buch und spendet ein zweites einem Politiker seiner Wahl. Ziel des Crowdfundings wäre es, jedem Abgeordneten und Regierungsmitglied in Österreich so ein Buch zu schenken.

So müsste es genug Aufsehen geben, um eventuell auch im Buchhandel erfolgreich zu sein. Aber das möchte ich erst konkretisieren, wenn ein substanzieller Teil geschrieben ist.

UPDATE: Co-Autor

Ich habe nun auch den besten Co-Autor gefunden, den ich mir wünschen kann: Thomas Cik.

Cik ist Redakteur der Kleinen Zeitung und schreibt dort in der Wirtschaftsredaktion. Er war von Anfang an mein Wunschkandidat, bringt er doch juristisches Fachwissen (er studierte Rechtswissenschaften an der K.F. Uni Graz). Twitter: @thomascik.

PS: Anzug und Krawatte trägt er zwar öfter als ich, aber nur wenn er muss. Er muss halt öfter 🙂

Wann erscheint es?

Geplant ist die Zeit zwischen Mai und Juni. Bis dahin ist das der „Blog zum Buch“. Hier und auf www.k2020.at werden immer wieder kleinere Auszüge aus dem Buch online gestellt bzw. über den Fortgang berichtet. Reinschauen oder Feed abonnieren lohnt sich also.

Titel

Noch gibt’s nur Ideen. Und verzeiht mir schon jetzt, wenn der etwas reißerischer klingen wird. Aber er muss ja helfen, das Ding zu verkaufen.

Eure Meinung

Was haltet ihr davon? Würdet ihr so ein Buch kaufen? Was wünscht ihr euch darin? Meinungen bitte in die Kommentare.

21 Kommentare
  1. Christian Harrer
    Christian Harrer sagte:

    Ich denke, das ist ein tolles Projekt, das nicht nur vom Inhalt der Buches interessant ist!
    Auch diese Themen, die mit der Veröffentlichung Hand in Hand gehen (Druck, Verlag, Logistik usw) sind für uns Leser sicher spannend. Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn du uns auch diesbezüglich informieren würdest, wie so eine Buchveröffentlichung eigeninitiiert werden kann.

    Viel Erfolg!

  2. Martin Gratzer
    Martin Gratzer sagte:

    Tolle Idee Georg, go for it!

    Zum Thema Crowdfunding, Kickstarter ist für Europäer leider nicht zugänglich.

    „Currently a US bank account, address, and state-issued ID are required to start a project. This is a restriction by Amazon Payments, our payments processor. If you don’t have these and are interested in starting a project, we appreciate your patience (we’re working on it!).“

    Es gibt aber eine Alternative die mir bekannt ist unter http://www.mysherpas.com

  3. Gerhard
    Gerhard sagte:

    Würde ich mir so ein Buch kaufen? Wahrscheinlich!

    Was ich mir darin wünsche?
    Eine unmissverständliche Darstellung – auch gerne Anhand von Beispielen – die klar und deutlich zeigt, welche Vorteile OpenGovernment für den Bürger und letztlich für uns alle hat. Dies soll so „wasserdicht“ sein, dass sich JEDER Leser nachher fragt: „Na wieso wird das nicht längst so gemacht?“

  4. Jakob
    Jakob sagte:

    Gute Idee – mir gefallen auch deine Überlegungen bezüglich Eigenverlag und neuer Verbreitungswege.

  5. Roman
    Roman sagte:

    Das Thema bedarf dringend einer Aufarbeitung – daher nur ran in die Materie. Bin gespannt, wie der Eigenverlag funktioniert.

  6. Spoilerking
    Spoilerking sagte:

    Hallo habe mich auch schon seid längerem mit dem thema befaßt, wäre doch vieleicht hilfreich sich mal auszutauschen den das Thema ist wichtig und erhält leider immer zuwenig aufmerksamkeit.

  7. Werner Reiter
    Werner Reiter sagte:

    Open Data / Open Government ist ein wichtiges Thema. Auch ich beschäftige mich seit einiger Zeit sehr intensiv damit. Daher auch gleich einige Ankündigungen:
    – In der nächsten Ausgabe von The Gap (http://www.thegap.at) wird es auch um dieses Thema gehen (Georg kommt da selbstverständlich auch zu wort)
    – Das Thema für das nächste twenty.twenty wird ebenfalls Open Data sein. Die Veranstaltung findet am 23. Februar in Wien statt. Mehr dazu in Kürze auf http://www.twentytwenty.at.

    Alsdann: Lieber ein gläserner Staat als gläserne Menschen!

  8. venkman
    venkman sagte:

    Würds unterstützen aber hätte gerne, dass es dann auch als E-Book gratis zum Download steht – unter der Annahme, dass sich auch Bürger informieren können, die nicht X Eur für ein Buch ausgeben können und wollen – keine Ahnung ob das realistisch ist.

  9. Fawo
    Fawo sagte:

    Die Demokratisierung – und damit auch die Transparenz – aller Lebensbereiche war lange Zeit der Slogan der Sozialisten im vorigen Jahrhundert. Heute wollen die politischen Machthabenden ohne Ausnahme, davon und von der Tansparenz nichts wissen, außer bei den Menschen „draußen“ und in den privaten Firmen.
    Unsere demokratischen Institutionen- national und in der EU – sind Machtaglgomerate ohne wirkliche Transparenz.
    Transparenz muss essentieller Bestandteil einer Demokratie sein und ist grundlegend für Bürgersinn, für die freie Willensbildung und für die fundierte Wahlentscheidung. Die „freie“ Presse,
    Fernseh- und Radiosender vertreten de facto wegen dem öffentlichen Förderwesen und durch das Zusammenspiel Ihrer Einflußbereiche meist nur Partikularinteressen, anstatt breite und vertiefende Kontrolle auszuüben.
    Gegen Machtmißbaruch, gegen Mißbrauch demokratischer und rechtsstaatlicher Grundprinzipien kann Transparenz in der Verfassung und in allen öffentlichen Bereichen größtmöglichen Schutz bieten. Auch ein aus heutigem Denken alternativloses System, wie die Demokratie es sein soll, wird durch eine volle Transparenz einen höchst notwendigen Entwicklungsschub erhalten.

  10. venkman
    venkman sagte:

    Ich biet mich auch gerne als politikverdrossenes Fallbeispiel an dass glücklich darüber ist nicht mehr in Kärnten zu sein was Politik angeht, auch wenn ich dennoch sehr Heimatverbunden bin, auf eine nicht verdummte Art und Weise.

  11. Arno Abler
    Arno Abler sagte:

    Super Idee. Die zu erwartende Flutwelle der OpenGovernment-Bücher ist bis dato noch nicht über uns heringebrochen. Du könntest daher unter den ersten noch erfrischenden Spritzern sein. Wenn du noch einen Co-Autor zum Beispiel für das Kapitel „OpenData im Kommunalbereich“ brauchst – wär mein Thema. Du weißt, wie du mich kontaktieren kannst.
    Viel Erfolg jedenfalls vorab!

  12. Robert Lender
    Robert Lender sagte:

    David Röthler hat für sein letztes Projekt http://www.mysherpas.com/ verwendet.

    Ansonsten: Ja! Ich würde es kaufen und die Idee, es noch jemanden zweiten damit zu widmen fände ich sehr gut.

    Willst du die Idee nicht am CreateCamp Klagenfurt thematisieren. Vielleicht könnten wir im Rahmen eines Projekts an dem Wochenende noch die eine oder andere Idee rundherum einbinden.

  13. Peter Kühnberger
    Peter Kühnberger sagte:

    Hallo Georg,

    gute Idee – wir können anbieten zum Thema e-Partizipation / Online-Bürgerbeteiligung / Fallbeispiele / Leitlinien zur Umsetzung dir ein Kapitel o.ä. beizusteuern.

    Hoffe Du bleibst am Thema dran.

    lg
    Peter

  14. Ulli rubasch
    Ulli rubasch sagte:

    Lieber Georg,

    ich find deine Initiative superinteressant und vom Ansatz ganz richtig: Der Staat spielt Geheimniskrämer, wozu er in vielen Dingen kein Recht hat.

    Bin gespannt auf dein Buch – kauf i mir sicher und mach Werbung dafür 😉

    Lieben Gruß aus Linz, Ulli

  15. Raphael Ohnsorg
    Raphael Ohnsorg sagte:

    Das Thema ist super und Literatur echt noch Mangelware. Ich schreibe demnächst eine Masterarbeit über Open Government Data im Geoinformationswesen. Da bin ich echt gespannt, was sich da so ergibt 🙂

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