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PDC08: Bits und Goods

Normalerweise gibt es auf einer Microsoft-Konferenz für die Teilnehmer immer aktuelle “Bits” — sprich Vorab-Software zum Testen. Aufgrund der Fülle an Ankündigungen, wäre der DVD-Stapel wohl etwas höher geworden, als geplant. Daher verschenkte man gleich eine ganze Festplatte: Eine WD Passport mit 160 GB-Kapazität (sehr nettes Teil, weil es kein extra Netzteil braucht!) und drei DVDs (Windows 7 32Bit, 64 Bit und Windows Server 2008 R2).

PDC-Bits

Was ist auf der USB-Festplatte alles drauf? Für allle die nicht dabei waren, gibt’s hier Info- und Download-Links, soweit auffindbar:

Update: Alle Videos zu den einzelnen Sessions sind online verfügbar: channel9.msdn.com/pdc2008

Windows 7 und Multimedia

Bunter, hochauflösender, vernetzter und vielfältiger. So könnte man die Medienfunktionen von Windows 7 zusammen fassen. Tatsache ich, dass wir nicht nur immer mehr Medien konsumieren, sondern auch produzieren. Wie trägt Windows 7 dem Rechnung?

Windows Media Player:
Die erste Enttäuschung war groß: Vergebens suchte ich im aktuellen Build des Windows Media Players 12 nach einer Möglichkeit des Abonnierens von RSS-Feeds für Podcasts. Ob das noch nachgeliefert wird, oder der Zune-Software vorbehalten bleibt, konnte oder wollte in Los Angeles niemand von Microsoft sagen. Hier die Kompaktansicht des WMP12:

Lightweight Windows Media Player

Dafür hat sich unter der Haube beim WMP einiges getan: Er bringt nun eine Menge Codecs. Von Haus aus spielt er nun auch AAC-Audiofiles ab und gibt Videos in h.264 oder DivX und XviD wieder – alles ohne manuelles Nachinstallieren von Codecs.

Darüber hinaus wirkt er schneller und performt auch bei einer großen Anzahl an Songs in seiner Bibliothek noch gut. Auch das Auffinden von Titeln über die integrierte Suche geschieht schnell von der Hand.

Wie bereits in Vista kann man beim MouseOver in der Startleiste das Video sehen. Neu ist, dass man nun auch Playcontrols zu Gesicht bekommt.

Windows Media Player - Taskbar Thumbnail

Netzwerkfunktionen:
Der WMP kann auch Multimedia-Bibliotheken anderer Rechner im Netzwerk öffnen und wiedergeben, wie das etwa schon bei iTunes der Fall war. Weil der WMP kopiergeschützte Dateien mit anderem DRM als dem von Microsoft (etwa Apples Fairplay) nicht abspielen kann, werden diese in den Bibliotheken erst gar nicht angezeigt. Microsoft erspart sich so den Ärger von Nutzern, für den es nichts kann.

Erkannt werden auch Streaming-Devices, die Multimedia-Files wiedergeben können. Mit der rechten Maustaste versorgt man diese mit einzelnen Titeln oder ganzen Playlists.

Play To

Von diesen Streaming-Devices gibt es bereits eine ganze Menge, angesprochen werden auch Geräte nach dem DLNA-Standard – also auch Playstation 3, Handys & Co. Aber auch andere PCs können so mit Musik „beschickt werden“. Ein Rechtsklick auf „Play to“ reicht aus, Windows 7 listet alle möglichen Devices auf. Wirklich cool!

Fotos:
Fotos auf externen Displays im Haus werden eine immer größere Rolle spielen. Über den Synchronisationsdienst Mesh.com und ein eigenes – noch anzukündigendes Live-Fotoportal – werden künftig auch Bilderrahmen über Wlan bespielt. 7 wird diese Funktionen schon fix eingebaut haben. Fraglich ist noch, welche Hardware-Hersteller sich dem anschließen.

Über die Windows Live Photo Gallery wird man nicht nur auf lokale Bilder zugreifen können, sondern Bilder auch mit Freunden, Kollegen oder der Familie teilen können. Hierzu reicht ein rechter Mausklick und die Live-ID des anderen.

Windows Live Photo Gallery

Neben rudimentären Bearbeitungsfunktionen wie dem Entfernen von roten Augen oder grober Farbkorrektur kann man auch Panoramen zusammenfügen. Interessant ist die Gesichtserkennung, die beim Taggen von Personen hilft. Die Windows Live Photo Gallery ist nicht Teil von Windows 7, sondern kann schon jetzt als Beta herunter geladen werden.

Blu-ray-Support:
Microsoft war ja einer der Verfechter des HD-DVD-Konsortiums von Toshiba. Nach dem Sieg von Blu-ray ist nun klar, dass die hochauflösende Disk auch in Windows 7 unterstützt werden muss. Die neue Version wird von Haus aus Unterstützung dafür mitbringen. Abgespielt werden die Filme wahlweise im Windows Media Player oder im Media Center.

Wie weit die Unterstützung geht, wurde in Los Angeles aber noch nicht verraten. Diese Frage bleibt aber spannend, weil ja Microsoft einerseits kein großer Freund von Java ist, BD-Java aber andererseits ein integraler Bestandteil von Blu-ray ist.

Windows Media Center:
Einer der Gründe, warum ich das bislang kaum genutzt habe, war dessen Performance. Mit Windows 7 soll das aber schneller gehen (soll, wie gesagt). Außerdem soll noch mehr Online-Content eingebunden werden.

Windows Movie Maker:
Mit Vista wurde der Movie Maker noch mitgeliefert, in Windows 7 wird sich das ändern. Als Teil einiger Live-Tools kann man die Beta des neuen Videoschnittprogramms schon jetzt herunterladen. Ein vollwertiges Videotool für hochqualitative Filme darf man sich zwar nach wie vor nicht erwarten, für die meisten Heimvideos sollte das Gebotene aber reichen.

Windows Live Movie Maker

Die auffälligste Neuerung ist der Ribbon – bekannt von Office 2007 und überaus praktisch. Außerdem akzeptiert der Movie Maker nun auch hochauflösende AVCHD-Videos von Festplatten-Camcordern. Die fertigen Videos werden entweder auf der Festplatte gespeichert oder direkt ins Web geschickt. Dafür gibt es eine Schnittstelle, in die sich diverse Anbieter einklinken können. So wird nicht nur die hauseigene Soapbox unterstützt, sondern auch YouTube & Co.

Was fehlt?
Mir geht eine Anwendung zur Bearbeitung von Audio-Dateien ebenso ab, wie eine Bildbearbeitung, die mehr bietet als etwa die Korrektur von roten Augen.

Windows 7 und die Hardware

Die Qualität eines Betriebssystems zeigt sich auch daran, wie gut es mit der Hardware umgeht. Das betrifft nicht nur die Qualität der Treiber, sondern auch die Systemanforderungen oder etwa die Usability. Wie geht Windows 7 mit Hardware und Zubehör um?

Fakt ist, dass die überwiegende Mehrheit der Nutzer das Potenzial ihrer Hardware bei weitem nicht ausschöpft. Beispiel Handy: Nur wenige verbinden ihr Handy mit dem PC und synchronisieren Kalender und Kontakte. Warum?

  • Sie wissen oft nicht über die Möglichkeiten Bescheid.
  • Trivial, aber logisch: Der Hersteller legt kein Sync-Kabel bei.
  • Zusatz-Software zu installieren, ist für viele zu mühsam.

Das soll sich nun mit „Device Stage“ ändern. In einem Untermenü der Systemsteuerung – genannt „Printers und Devices“ – findet sich der gesamte angeschlossene Gerätpark des Nutzers – nicht nur als Icon, sondern ein realistisches Abbild (ähnliches gibt es etwa bei MacOSX mit Druckern schon länger).

Ein Doppelklick auf ein Gerät führt zu folgender Seite.

device-stage

Hier findet sich alles, was man mit einem Gerät anstellen kann. Beispiele:

  • Ein Handy bietet hier Sync-Einstellungen, einen Klingelton-Editor, Programme zum Kopieren von Fotos, Videos oder Musik. Obiges – fiktives – Beispiel zeigt auch, dass je nach Gerät noch eine ganze Reihe von Informationen (Ladezustand, freier Speicher, etc.) angezeigt werden kann.
  • Ein Multifunktionsdrucker bietet hier Dienstprogramme zum Drucken, Scannen, Faxen, einen Systemcheck oder Weblinks zum Nachbestellen von Toner oder Tinte.
  • Eine Kamera kann hier ein Transferprogramm für Fotos oder Videos anbieten, einen Shopping-Link für Objektive oder ein Link zum Download von Firmware-Updates.
  • Für einen tragbaren Multimedia-Player fände sich hier etwa ein Sync-Programm für Musik, Fotos und Videos sowie ein Link zum Einkaufen von Musik.

Was hier gezeigt wird, hängt vom Hersteller ab. Der obere Teil erscheint in dessen Branding (Farbe, Logo, Gerätebild), über Art und Anzahl der unten angebotenen Programme und Links entscheidet Hersteller. Die Umsetzung ist recht einfach: Für jedes Gerät reicht eine XML-Datei (Aktualisierungen via Windows Update), die Links zu Programmen oder ins Web enthält. Gibt es von dem Hersteller nichts, gibt Microsoft dem Gerät generische Dienstprogramme und Links mit.

Ich finde, das Zusammenfassen aller Möglichkeiten, ist absolut der richtige Weg. Alleine schon deshalb, weil jeder Hersteller mit seinen Installern unendlich viel Schrott installiert, der dann irgendwo im System steckt. Device Stage sollte den Umgang mit Zusatz-Hardware sehr erleichtern.

Gerade weil die Hersteller viele Möglichkeiten zum Branding und zur Bewerbung von Online-Angeboten haben, sollten sie rechtzeitig zum 7-Launch einiges dafür bereit haben.

64Bit:
Zwar wird es weiter 32- und 64-Bit-Versionen von Windows 7 geben, allerdings ist man sich in Redmond sicher, dass 64-Bit-Rechner bald Standard sind. Weniger im Büro dafür umso mehr zu Hause. Und diese Annahme könnte richtig sein. Laut Microsoft wurden im dritten Quartal bereits 25 Prozent aller Windows-Rechner in den USA standardmäßig mit der 64-Bit-Version von Vista ausgeliefert.

Und auch ein Blick zu BestBuy & Co. bestätigt diese Zahlen. Dort werden immer mehr Gaming-PCs mit vier oder acht Gigabyte Ram angeboten – kein Wunder bei diesen Speicherpreisen.

Netbooks:
Ein weiterer Megatrend passt Microsoft derzeit so ganz und gar nicht – die Netbooks. Auf den kleinen, abgespeckten Notebooks läuft derzeit Linux oder Windows XP. Vista braucht dafür einfach zu viele Ressourcen. Speziell für Netbooks soll es aber eine spezielle Version von 7 geben.

Das wäre beispiellos in der Softwaregeschichte: Ich habe noch nie eine neue Version eines Betriebssystems gesehen, die tatsächlich weniger Ressourcen braucht als sein Vorgänger. Mindestvoraussetzung sollen dafür 512 MB Ram sein. Wie sehr abgespeckt das Netbook-7 ist und auf welche Funktionen man verzichten muss, verrät Microsoft allerdings noch nicht.

Allgemein gibt sich Windows 7 sehr genügsam. Im Rahmen des Reviewer-Workshops wurden den etwas über 100 Teilnehmern Test-Notebooks gegeben („MS Asset'“, geht nach Auslieferung von Windows 7 retour und ist nur zum Testen da). In dem Lenovo X300 läuft ein 1,2 GHz ULV-Prozessor und ich muss sagen, dass es darauf tadellos läuft. Selbst rechenintensive Software wie Lightroom macht keine Probleme.

Multitouch:
Neu ist auch die Unterstützung von Touch-Screens. Bislang brauchte man dafür extra Treiber und Zusatzanwendungen, jetzt wird das vom Betriebssystem von Haus aus erledigt. Ich persönlich brauch so etwas ja nicht wirklich (schmutzige Finger am Display), aber einigen wird das sicher gefallen.

Projektoren:
Apropos Display — einfacher kann der Umgang mit zwei Monitoren oder Beamern nicht mehr sein. Einfach [Windows]+[P] drücken und man erhält alle Display-Optionen blitzschnell.

Akkulaufzeit:
Hier soll sich viel getan haben. Soll, wie gesagt, weil ich keine exakten Vergleichswerte habe. Dafür kann ich mich an Vista-RTM erinnern, das den Akku in Rekordzeit ausgetrocknet hat. Das wurde allerdings mit der Zeit (mit Updates wie SP1) besser. Das X300 läuft derweil ohne große Belastungen gut drei Stunden. Auch wenn ein Vergleich der Beta-Version nicht zulässig ist, scheint 7 schon jetzt genügsamer als Vista am Start zu sein.

Battery Life Indicator

Praktisch: Die Energieeinstellungen können nun schneller gewechselt werden.

Multi-Cores:
Die Anzahl der Prozessorkerne wächst zwar munter weiter, hilfreich wird das allerdings erst, wenn Anwendungen das auch nutzen. Bis zu 256 Kerne soll Windows 7 unterstützen und dabei die Aufteilung eizelner Rechenaufgaben auf CPU-Cores wesentlich vereinfachen. Wie, das hab ich allerdings nicht so recht verstanden, sorry 🙂
Mary Joe Foly hat darüber mehr.

Kompatibilität:
Erklärtes Ziel von Microsoft ist es, ein ähnliches Deseaster wie bei Vista zu vermeiden. Daher wird alles getan, um die OEMs dazu zu bringen, rechtzeitig zum Launch alle Treiber beisammen zu haben.

Größter Vorteil von 7: Anders als beim Wechsel von XP auf Vista, werden wohl fast alle Treiber weiter funktionieren. Getestet: Beim Lenovo X300 verrichten vom Fingerscanner bis zur Grafikkarte alle Vista-Treiber problemlos ihren Job.

Windows 7: Die Benutzeroberfläche

Hier wird sich eine Menge tun – auf der Version, die man hier ausgeteilt bekam, ist noch nicht so viel von dem „Eye-Candy“ zu sehen. Das Build 6801 sieht im Prinzip aus wie Windows Vista. Die Demos bei der PDC und die Screenshots sind allerdings erst wenige Tage alt.

Wo sind die größten Veränderungen passiert?
Am meisten getan hat sich in der Startleiste. Die sieht nun ganz neu aus. Am ersten Blick fällt auf, dass sie höher wurde und nur noch Icons enthält. Ob man den Text (Programmname) dazu einblenden kann, lässt sich in meiner Version nicht nachvollziehen.

Windows Taskbar Previews

Wenn man mit dem Mauszeiger über eines der Icons geht (wie hier beim Internet Explorer), bekommt man alle Fensterinhalte zu sehen. Fährt man mit der Maus hier drüber, sieht man das jeweilige Fenster am ganzen Desktop.

In der Startleiste unten und im Startmenü gibt es eine so genannte Jump-List. Wenn man über ein Icon drüber fährt, öffnet sich eine Liste mit den zuletzt in diesem Programm geöffneten Dateien.

Jump Lists

Vereinfacht hat man auch die Personalisierbarkeit von Windows. Die Funktion zum Austauschen des Hintergrund, zur Fenstergestaltung etc. sind nun einfacher zu erreichen.

Theme Gallery

Themes lassen sich nun nicht nur freier gestalten, man kann sie auch ganz einfach „verpacken“ und an Freunde oder Bekannte weiterschicken bzw. im Web veröffentlichen.

Libraries

Eines der größten Probleme für viele Nutzer ist das Auffinden von Dateien. Hier helfen die Bibliotheken weiter. Egal, wo sich Dokumente, Audio- oder Videodateien bzw. Fotos auf der Festplatte befinden, sie tauchen immer wieder zusammengefasst in Bibliotheken auf.

Das zieht sich durch vielerlei Applikationen durch – vom Windows Media Player bis hin zur Bildergalerie.

Verbessert wurde auch die Desktop-Suche, die nun noch schneller und besser das findet, was man sucht. So kann man nun etwa ganz schnell nach Dateitypen (Word-Dokumente, Excel-Sheets etc.) suchen.

Federated Search

Verschwunden ist die ungeliebte Seitenleiste von Vista. Gerade weil immer mehr Nutzer Notebooks haben, ist Bildschirm oft Mangelware. Die kleinen Mini-Programme – Gadgets genannte – liegen nun am Desktop.

Peek - Before Peek - After

Will man einen kurzen Blick auf sie werfen, braucht man einfach nur mit der Maus ganz rechts unten hinklicken und man blickt (wie oben zu sehen) durch die Programme durch.

Calculator

Einzelne Programme wie etwa der Taschenrechner wurden generalüberholt. Gelungen ist die Überarbeitung kleinerer Programme wie Paint oder Wordpad. Diese haben nun den „Ribbon“ (Icons statt einem Menü) von Office 2007 geerbt.

Paint - Scenic Ribbon

Besonders praktisch finde ich, wie die Projektor-Ansteuerung verbessert wurde. Bislang war es mühsamst, den richtigen Anschluss zu treffen. Jetzt braucht man einfach nur die Windows-Taste + P drücken und man bekommt eine schöne Auswahl präsentiert. Einer der gebotenen Möglichkeiten geht immer.

Projection

Auch wenn es noch einige andere Veränderungen gibt, hat man irgendwie das Gefühl, als käme noch etwas nach. Ich glaube, dass man sich bei Microsoft noch nicht voll in die Karten blicken lassen wollte. Einmal sehen, welches „Eye-Candy“ da noch dazu kommt.

Mehr später über: Device Stage, Neues unter der Haube und Multimedia-Features. Aber jetzt geht es einmal ab in die Universal Studios 🙂 What do you think about the new UI?

Intro für Windows 7

Uff, wo soll man da anfangen? Windows ist so ziemlich das umfangreichste Softwareprodukt, das es auf diesem Planeten gibt und so tut man sich auch schwer, das zu reviewen. Ich werde das in mehrere Posts aufteilen, die ich heute und morgen schreiben werde. Fangen wir mit ein paar Fakten an.

2. Keynote der PDC 2008

Stand der Dinge:
Jede Produkt von Windows durchläuft bei seiner Entwicklung einzelne Schritte: Drei Meilensteine, ein bis drei Beta-Versionen, ein bis drei Release Candidates. Das endgültige Produkt nennt sich RTM — Release To Manufacture. Dazwischen gibt es noch Build-Nummern, das sind aktuell angefertigte Versionen — teilweise mehrmals am Tag.

Aktuell steht die Entwicklung bei build 6933, darauf basieren auch die Screenshots. Auf der PDC wurde das Build 6801 verteilt, das am 13. September fertiggestellt wurde. Es ist der sogenannte Milestone 3, also die letzte Version vor der Beta 1. Die soll irgendwann heuer oder Anfang 2009 erscheinen.

2. Keynote der PDC 2008

Was sind die groben Neuheiten?

  • An der UI wurde gearbeitet
  • Netzwerkfunktionen wurden verbessert
  • die Zusammenarbeit mit Zubehör (Druckern, Digitalkameras, Scanner etc.) wurde runderneuert
  • Die Desktop-Suche verfeinert
  • Die Sidebar gibt es (endlich) nicht mehr. Die kleinen Miniprogramme namens “Gadgets” liegen jetzt direkt am Desktop
  • Die Startleiste unten wurde komplett umgekrempelt
  • Es bootet schneller und wirkt tatsächlich schneller
  • Neue Techniken machen die Arbeit mit Fenstern einfacher
  • Bei den Multimedia-Features hat sich einiges getan
  • Einige Programme (wie etwa der Windows Movie Maker) werden nicht mehr mitgeliefert, sondern müssen nachträglich herunter geladen werden.
  • und und und … Mehr dazu in weiteren Posts

2. Keynote der PDC 2008

Wann wird es kommen?
Da gibt man sich zugeknöpft. Man hört auf der PDC immer wieder, dass am 3. Juni 2009 die Entwicklung fertig sein soll — allerdings ist das nicht offiziell bestätigt. Sinn macht es auf jeden Fall, weil man dann die nächste “Hochsaison” — beginnend im September — noch voll mitnehmen kann.

Kompatibler
Man hat scheinbar aus Vista gelernt. Die Industrie war nicht bereit und somit gab es keine Treiber und viele Inkompatibilitäten. Das wird bei Windows 7 nicht mehr der Fall sein. Alles, was unter Vista läuft, wird auch unter Windows 7 klappen.

Das liegt auch an einem Trick: Die Kernel-Version wurde “nur” von 6.0 auf 6.1 erhöht. Damit “glauben” Programme und Treiber nicht, dass es ein Major Release ist und sie womöglich nicht funktionieren. Ein kleiner Trick, der aber scheinbar klappt.

Ich hab hier zum Testen eine Weile mit Windows 7 gespielt, es akzeptiert alle Treiber, die für Vista geschrieben wurden.

Office 14 im Web

Lange musste man warten, bis Microsoft auch ein Office-Angebot im Web machte. Vermutlich hat man sich in Redmond damit schwerer getan als etwa bei Google, weil ein Großteil des Umsatzes von Windows und Office kommt. Aber es war eigentlich immer nur eine Frage des Wann und nicht des Ob.

Nun ist es soweit: Heute auf der PDC wurde es endlich vorgestellt.

One more thing: Office Web Apps

Was kann das WebOffice von Microsoft?
Nach offizieller Aussage sind es „lightweight versions of Office“. Ausprobieren kann man es noch nicht, aber die Demo während der zweiten Keynote war schon aufschlussreich genug, um einiges zu erahnen.

Vorerst wird es vier Office Web-Apps geben: Word, Excel, Powerpoint und OneNote. Sie alle sehen aus, als wären sie vom Featureset her umfangreicher als die Angebote etwa von Google oder anderen und einfacher zu bedienen (Ribbon inklusive). Von Powerpoint gab es keine Demo, auf der Presse-Site gibt es dennoch auch einen Screenshot. Im kurzen Intro-Video ist davon allerdings auch keine Rede.

word  excel
powerpoint  onenote

Im „Insert“-Ribbon befindet sich auch die vom normalen Office 2007 bekannten „Smart-Arts“. Auch etwas „fortgeschrittenere“ Features wie bedingte Formatierungen in Excel sind mit dabei.

Excel Online

Die Dokumente oder Teile daraus können auch in andere Websites oder Blogs eingebettet werden. Das würde etwa bei Grafiken oder Charts Sinn machen. Der Clou daran: Wenn man die Zahlen eines Diagramms in seinem Web-Office ändert, wirkt sich das auch auf eingebettete Charts aus, die dann umgehend aktualisiert werden.

Word auf Silverlight

Die Office Web Apps basieren zu einem Gutteil auf Microsofts Silverlight-Technik. Das heißt, dass auch Dinge wie Deep Zoom (das schnelle Zoomen in große Datenmengen) möglich ist. Wie man am Bild oben erkennt, stimmt selbst bei ein paar hundert Prozent noch die Auflösung.

OneNote 14 und Online-OneNote

Gemeinsames Arbeiten an Dokumenten ist damit ebenso möglich. So kann etwa ein Nutzer Dinge in der Desktop-App von OneNote (in Version 14 übrigens auch mit Ribbons) eingeben, die dann umgehend auf der Web-Version auftauchen. Auch von der mobilen Variante von OneNote (Demo auf Windows Mobile) lassen sich Dinge bearbeiten. Auch ein Handy-Foto lässt sich so ins Notizbuch einfügen.

Über die Web-Apps hat man ferner Zugriff auf alle Dokumente, die man via Mesh synchronisiert hat. Diese erscheinen nämlich auch im Office Live Workspace, der zentrale Hub der Web-Apps.

Office Workspace

Wann kommt es?
Die Office WebApps sind Teil vom kommenden Office 14 (13 wurde aus bestimmten Gründen übergangen). Zum Erscheinungsdatum hat man sich hier in L.A. noch nicht geäußert. Es könnte aber in der zweiten Hälfte 2009 soweit sein.

Noch heuer soll der Betatest (Technical Review Programm) starten. Anmelden wird man sich in Kürze auf Office Live Workspace können.

Was wird es kosten?
Dazu hat niemand etwas gesagt. Allerdings hörte man von einigen Microsofties, dass es natürlich kostenlos sein wird – allerdings wird man Werbung „ertragen müssen“. Interessant: Für Firmen wird es auch eine Bezahlvariante ohne Werbung geben.

WTF is "Azure"?

Zwei Dinge gleich vorweg: Ich weiß nicht hundertprozentig, wovon ich da spreche 🙂 Falls was nicht ganz so stimmt, bitte in den Kommentaren anmerken. Aber irgendwie finde ich die Sache gut: Microsoft Azure, das „Windows für die Cloud“, das vor Kurzem auf der PDC vorgestellt wurde.

Die erste Keynote (Video hier) selbst war übrigens enttäuschend. Erst langsam lichten sich die Schleier des Unverständnisses. Erst langsam kommt in Gesprächen durch, was das eigentlich ist und was hier abgeht. Nicht nur bei mir, sondern bei vielen.

Die Grundidee:
Im Prinzip ist es vergleichbar mit Amazon Web Services (AWS) oder zum Teil auch mit Google’s AppEngine. Wer keine eigene Infrastruktur für Cloud-Services aufbauen will, kauft diese Leistungen zu fixen Preisen ein. Bezahlt wird nach tatsächlichem Verbrauch. Ein Start-up hat am Anfang mit wenigen Nutzern geringe Kosten, je mehr Leute einen Dienst nutzen, umso teurer wird es. Aber dann gibt es ohnehin (hoffentlich) schon einen Revenue-Stream.

Auch, um (kurzfristige) Spitzenlasten abzufangen, eignen sich solche Dienste: Man muss die Kapazität der eigenen Server nicht an den Spitzen ausrichten. Das System wächst laufend mit und schrumpft bei Bedarf auch wieder.

Was geboten wird:
Azure (kulturlose Amis sprechen das „Aescha“ aus) ist so etwas wie AWS on steroids. Es soll weit mehr bieten, als die Konkurrenten. Die reinen Server (dazu später mehr) sollen mit den Entwicklungswerkzeugen, Frameworks oder Live-Services besser zusammen arbeiten. Auch über die Grenzen von Anbietern hinweg.

Keynote PDC 08

So ist es natürlich möglich, Storage bei Amazon zu kaufen und die Logik auf Azure zu hosten. Auch MySQL- oder gar Linux-Server sind in den VMs machbar und erlaubt. Die Schnittstellen sollen sehr offen und gut dokumentiert sein. (All der Konjunktiv hat einen Sinn, weil ich mehr oder weniger nur nacherzählen kann, was mir die Leute – nicht nur von MS – so sagen.)

Um eine VM aufzublasen, braucht man lediglich „ein XML-File“ in den „Red Dog“ (so der Codename des technischen Unterbaus) schieben und fertig, wird mir erklärt. Cool, finde ich. Damit werden die Anforderungen („x Server mit x Speicher, x Instanzen von SQL-Server“) definiert. Ein Entwickler muss bald nicht nur programmieren können, sondern auch in zunehmenden Maße lernen, Ressourcen möglichst genau abzuschätzen.

Die Server:
Ich finde ja Superlative immer super. Derzeit arbeitet man gerade daran, Datacenter auf der ganzen Welt auszurollen. Gerade ist man in Chicago am Werken, wo 200 Container á 2500 Server (etwa von HP oder Sun) zusammengeschraubt werden. Das sind wirklich Container, die jeweils nur über drei Anschlüsse verfügen: Kühlung, Strom, Netzwerk.

Keynote PDC 08

In Betrieb sind schon mehrere solcher Datacenter – etwa in San Antonio, Tx, wo auch der Testbetrieb läuft. Um einen Container in Betrieb zu nehmen, braucht man etwa vier Tage.

Die Roadmap:
Auf der PDC werden Keys ausgeteilt, wo jeder Entwickler „damit herumspielen kann“. Jeder, der will, kann einmal vier, sechs, acht VMs aufblasen und rechnen lassen. Das ist wohl nötig, damit die Entwickler lernen, wie man plötzlich nicht mit einem oder ein paar Servern umgeht, sondern im Bedarfsfall mit hunderten oder zehntausenden.

Ich habe unlängste eine Geschichte in der Business Week über Googles 101-Projekt gelesen, wo es genau um Probleme des verteilten Rechnens geht. Sehr stark skalierende Systeme zu bauen, ist scheinbar doch nicht so einfach, wie ich mir das vorstelle. Mit Martin hab ich schon ein paar Mal darüber diskutiert.

Und daher auch gleich ein Aufruf: Ich habe ja keine wirkliche Anwendung für die Cloud. Wenn wer spielen will, einfach melden und ich schau mir das mit an.

Keynote PDC 08

Etwa ein Jahr lang will man im Testbetrieb selbst Erfahrungen sammeln, ehe das System wirklich „produktiv“ geht. Also Herbst 2009.

Was wird Azure kosten?
Keine Ahnung! Bei Microsoft lässt man sich diesbezüglich nicht in die Karten schauen. Das könnte auch den Grund haben, dass man es schlichtweg selbst nicht weiß. Man rechne alle möglichen Varianten, heißt es da. Denkbar wären etwa Revenue-Sharing im Anzeigen-Bereich mit den Start-ups oder nach Energieverbrauch (im Sinne Green-IT: Wer Anwendungen effizient programmiert, spart dabei).

Einziges offizielles Statement derzeit: „We’ll be competitive“.

Die Preise werden sich allerdings an dem richten müssen, was es am Markt gibt – und hier setzt Amazon den Standard. Viel darüber wird man nicht anbieten können.

Warum ist Azure wichtig?
Für Microsoft bedeutet es einen brutalen Paradigmen-Wechsel. Bisher größter Kostenpunkt war das Personal. Software in Packerln – oder noch besser: online – zu vertreiben, birgt kaum Fixkosten in sich. Mit Hunderttausenden Servern in dutzenden Datacentern auf der ganzen Welt kommen große Kapitalkosten dazu.

Keynote PDC 08

Außerdem ist – und das ist man sich durchaus bewusst – das tradierte Geschäftsmodell am Wegbrechen. Die Reise geht hin zu Ads und Subscription Services. Und damit muss sich die ganze Firma ändern. Wie einfach oder schwer das dem Riesen Microsoft fallen wird, muss man erst beweisen.

Und die Partner?
Was kaum jemand weiß: Microsoft verdient von jedem Euro oder Dollar mehr als 90 Cent über seine Partnerlandschaft. Die verkaufen die Packerln, sorgen für möglichst volle Lizenzierung bei den Firmenkunden, entwickeln auf Basis bestehender Anwendungen, machen Anpassungen, Beratungen oder Service.

Für etwas Unruhe sorgte etwa die Ansage Microsofts, selbt als Applikations-Hoster aufzutreten. Seither kann man bei den Microsoft Online Services auch Exchange- oder Sharepoint-Server im großen Stile mieten. Mit Azure wird sich das noch weitergehen. Irgendwann könnte die gesamte Firmen-IT von Konzernen und KMUs auf Azure laufen. Aber, so heißt es hier, sei das nur für wenige Partner eine Bedrohung, aber für viele eine Chance. Abwarten und Tee trinken …

Die Zukunft:
Ray Ozzie meinte doch heute glatt, dass Azure die Grundlage für die nächsten 50 Jahre von Microsoft bietet. Gut: Man kann schon übertreiben, aber so dick aufmalen hätte er nicht müssen.

Fix ist, dass Microsoft sein „Windows Azure“ auch für eigene Dienste nutzen will. Hotmail, die Live-Websuche und alles andere auch, soll bald auf die neuen Server und das Drumherum migrieren. Schon jetzt läuft etwa der Synchronisationsdienst Mesh.com drauf.

Was denkt ihr drüber?